16.11.2018
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Raus! Raus aus der Suppe des Unterlands! |
Meine Motivation und Vorfreude für Sonnenstrahlen und Weitsicht kompensieren die nicht ganz frischen Beine. Anfangs Woche rannte ich viermal auf den Gurten, drei Tage schweinischer Muskelkater waren die Folge. Heute soll es der Stögu sein, schliesslich noch immer unerledigt auf meiner to do list 2018.
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das geht hoffentlich schneller, als angegeben ;-) |
Weil ich 30 Rappen zu wenig Kleingeld habe, lege ich ein Zugticket anstelle eines Parktickets an die Frontscheibe ;-) Egal, in Erlenbach auf 722 m.ü.M. ist die Wanderzeit mit 4h30 angegeben. Nach den ersten Metern auf Asphalt verläuft der Weg direkt unterhalb der Seilbahn. Im Nebel versteht sich. Ein kurzer aber heftiger
Stutz, wohl gemacht für Landwirtschaftsfahrzeuge, bringt mich übel ausser Atem. Immerhin kann ich diesmal da rauf ohne Marschieren.
Beim Chlusi mache ich kurz Halt, allerdings 2min zu früh, denn die Nebeldecke scheint schon dünn zu sein, so treffen mich kurzum unerwartet Sonnenstrahlen. Die Alphütten sind so spät im Herbst natürlich verlassen. Ich sehe Chrindi, die Mittelstation, und den Sendemasten vom Stögu. In den schönen Wald hinein verläuft der Weg quer einer Felswand entlang. Gefällt mir. Bis zur Mittelstation ist es dann irgendwie weiter, als ich erwartet habe. Noch ein paar Mal Zickzack, hier und da ein hoher Tritt über einen Stein, Treppenstufen hat es auch noch, und dann bin ich in 52min beim Chrindi. Bis hierhin begegnete ich keiner Menschenseele.
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schönes Gefühl, aus der Nebelgrenze zu kommen |
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schöner Wegverlauf der Felswand entlang |
Ich biege ab in Richtung... Warte! Der Hinterstockensee ist so glatt, wunderbar spiegelt sich die Landschaft darin ... aber ich will jetzt weiter, und nicht den
Glungge umrunden für ein Foto, das vielleicht nicht mal sooo gut kommt. Der Wanderweg ist im Schatten hart bis gefroren, in der Sonne matschig. Dieser Abschnitt bis nach Oberbärgli ist sehr schön. Auf dem Kamm sehe ich zum ersten Mal das Nebelmeer ennet des
Simmentals zur Thuner Seite, sieht aus wie ein gigantischer Gletscher, der das Unterland bedeckt. Ab hier ist es windig und brrr. Ich bin gut unterwegs, begegne jetzt denen, die von oben dem schlechten Gewissen wegen immerhin bis zur Mittelstation hinunterlaufen. Der steilste Teil ist durch, das Ziel nah, genauer gesagt sind es noch 500m.
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keine Zeit für ein tolles Foto |
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Beginn des letzten Abschnitts nach dem Oberbärgli |
Nach 90min erblicke ich ein traumhaftes Bergpanorama und ein wunderbares Nebelmeer. Die Sonne tut gut hier oben auf dem Stockhorn auf 2‘190m.ü.M. Was heute aus der weissen Tristesse herausragt, ist wahrlich herausragend. So könnte man meinen, das Unterland und deren Hektik ist inexistent. Wow! Das ging 20min zügiger als im Vorjahr. 1‘468 Höhenmeter und lediglich 7 Kilometer sind es vom Nebel zur Lebensfreude hinauf. Tschüss Stögu.
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Alpensicht |
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Gletscher statt See, daran könnte ich mich gewöhnen. |
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frisch wars, Wind sei dank |
«Ein Nebel macht die Dinge wunderschön», sagte Oscar Wilde.