z'fule fürs Faulhorn

24.03.2019
Heute mache ich mich von Grindelwald aus auf zum Faulhorn auf 2'680m.ü.M. Ich wollte da schon lange mal im Winter hin über den Winterwanderweg. Wegen den frühlingshaften Temperaturen liess die Qualität der Skipisten jüngst nach und nach ein paar anstrengenden Tagen musste ich heute ausschlafen, daher nur joggen ohne Skifahren. Beides tun, das wäre toll gewesen.

Schnee hats oben noch viel

Da ich später noch verabredet bin, muss ich mich wi geng beeilen. Tanken muss ich auch noch, und gegessen habe ich auch noch nichts, der Verkehr hinauf auf Grindewald nervt mich zudem und zu guter Letzt sind Parkplätze auch rar. Deswegen sollte ich eigentlich zügig loslaufen, aber ich merke schnell, heute mag ich nicht so. Nach dem Kerzerslauf war ich noch eineinhalb Male auf den Skis und habe zweimal 21 Laufkilometer absolviert. Es liegt nicht nur daran, sondern mangels Höhenmeter in der noch frühen Laufsaison ist mir bergauf secklen einfach zu anstrengend.

plätsch-plätsch

So nach 23min erreiche ich die Weidli-Bar. Wäre toll, hier ein Bierchen zu zischen. Dann folge ich einem mir unbekannten Weg, alles dem Wegweiser in Richtung Faulhorn. Hier herrscht schon Frühling: Wasser plätschert durch die Bäche, viele Kleinvögel sorgen für Frühlingstöne, die Strasse und das Gras strahlen kräftig Sonnenwärme ab. Ein paar alte Häuser und deren Terrassen sind bereits für den Sommer hergerichtet, Einheimische sonnen sich bei einem Gläschen Vino. Herrlich. Vor einem Waldstück rät mir Alpöhi für den weiteren Wegverlauf zu Spikes. Die habe ich tatsächlich dabei. Nach ein paar Metern im gespurten Schnee spure ich selber, versinke dabei mit jedem Schritt Schienbein-tief. Das ist ziemlich anstrengend. Ich verlasse den Weg und gehe nun Querfeldein. Es kommt mir hier irisch vor: Grün und Weiss wechselt sich ab. So erreiche ich bald die Strasse, auf dem üblicherweise Schlitten runterdüsen.
erste mühsame Schritte durch den Matsch

wo es noch hart ist, helfen die Spikes


Nach müssigen 65min erreiche ich die Bussalp. Der Schnee ist matschig, ein paar Touris lösen gerade eine Familienkrise und schreien herum. Nur ein paar Minuten später auf dem viel zu nassen und weichen Schlittelweg herrscht wieder Ruhe. Hier oben hats noch ordeli Schnee. Ich leide den Weg hinauf, muss gelegentlich marschieren. Ich mag mich noch an den Sommer erinnern, als ich hier runterzottele und mir der Weg abwärts schon zääi vorkam. So schaue ich ständig auf die Uhr und ahne, heute reicht es nicht bis nach oben... Nicht nur zeitlich, sondern i mag nid so. Also pausiere ich auf einer aperen Stelle etwas oberhalb 2'200m.ü.M. und verputze meinen Proviant. Jetzt bin ich froh, heute auf den Lauberhornlauf (die Weltcupstrecke von unten nach oben absolvieren) verzichtet zu haben, da wäre nichts gegangen.
oberhalb der Bussalp

schöner Rastplatz mit grandiosem Panorama


Nach ein paar ruhigen Minuten an der Sonne schaue ich nochmal hoch zum Faulhorn, ich nehme es ein andermal wieder in Angriff. Dann zottle ich zurück. Zuerst zögerlich geht es über den Schnee unterhalb der Bussalp, weil ich mit jedem Schritt ziemlich tief darin versinke. Es geht dann sehr schnell und der Schnee ist schon wieder passé. Zurück beim Parkplatz kommt es mir vor wie Sommer, die Skifahrer passen so gar nicht zum Wetter und zur grünen Umgebung. Auf diesen 17,5km (retour) absolvierte ich 1'260 Höhenmeter, Zeitbedarf 2,5h.


Es war ein schöner, wenn auch etwas zu kurzer Abstecher zu einem netten Plätzchen, wo noch etwas Winter übrig geblieben ist...
oh Schreck(horn)
Faulhorn, dann halt ein Andermal... auf bald!

Emmentaler Schuhe am Kerzerslauf



16.03.2019
«Swiss Season Opening» nennt sich der Event, dem ich bei gutem Wetter eigentlich die Skischuhe vorziehen wollte… Es kommt aber anders und ich stelle mich den 15km. Der Grund ist schlicht Neugier über meinen Formstand, vor allem im Vergleich zum Vorjahr. Nach dem Lausanne Marathon im Herbst und einer Pause war ich nach Jahreswechsel das eine oder andere Mal joggen, sogar ein paar Mal fürs Intervalltraining auf der Bahn, besser als nichts dachte ich mir. Ja, im Vergleich zum Vorjahr war ich regelmässig joggen im Winter, mal trainierte ich sehr gut, mal weniger. Deswegen bin ich jetzt am Kerzerslauf.

 

Zeitlich knapp dran wie immer und wetterbedingt im Unklaren über meine Kleiderwahl, das sind meine Sorgen an diesem frühlingshaften Samstagmorgen. Ach nein, kurz vor dem Start bemerke ich meinen leeren Magen. Hungergefühl ahoi. Nüsse futtern, geil, N.Ü.S.S.E. F.U.T.T.E.R.N.n, das ist es. Das letzte Mal Nüsse gegessen hatte ich, ehm also mal abgesehen von den Nüssen in Snickers, wann hatte ich das letzte Mal Nüsse? Vermutlich noch nie. Die Dinger kann man ja kaum schlucken. Sie bleiben auch noch überall im Mund hängen. Praktisch. Falls ich trotzdem Hunger bekommen werde, so habe ich noch Reste davon im Mundwinkel oder eben einen äusserst sättigenden PowerGel dabei. Das muss reichen. Sonst mache ich ja einen Halbmarathon ohne Verpflegung, ausgenommen ein paar Fliegen und die eigene Spucke – man kann sie statt spucken aus schlucken.

 

Die 01:06:58 vom Vorjahr muss ich schlagen, sonst weiss ich also nicht mehr. Vor ein paar Wochen lief ich 22km in einer Pace unter 04:10. Seither attestierte mir meine Uhr ständig «Leistungszustand schlecht». Also peile ich häb chläb an, dem 4min-Pacemaker (Zielzeit 59:59) auf die Füsse zu treten. Mal schauen, wie lange das gut geht.

 

Los geht’s. Schlecht aufgewärmt kann ich dem Pacemaker gut folgen, der Rückenwind hilft natürlich. Ich könnte auch schneller, aber es ist ja kein 3km-Lauf. Der Lauf sieht doch bei guten Wetter schon viel freundlicher aus als bei Regen. Geradeaus über die Felder von Kerzers, nahe der französischen Grenze vermute ich, sehe ich von weit hinten im Feld bis nach ganz vorne zu den sagen wir mal «zügigen» Läufern. Die Cheibe haben es eilig, krass. Ein paar Mitläufer schnauben nun schon kräftig, ist ja zu erwarten, dass beim ersten Lauf des Jahres sich einige übertun. Nach ein paar Kilometern und leichtem Bergauf muss ich mich beeilen beim ersten kurzen Anstieg. Der Pacemaker zieht da hoch wie eine Gämse, die Traube um ihn herum löst sich auf. Im Glauben, ich sei gleich schnell oben wie der Pacemaker, nimmt er mir tatsächlich auf den letzten 10 Metern gefühlte 20 Meter ab. Aber das hole ich schon noch auf. Die Verpflegungsstände lasse ich aus, habe schliesslich noch Nüsse dabei. Den Powergel habe ich dann irgendwann auch ohne Wasser runtergeschluckt, das eh schon klebrige Zeugs wirkt durch Keuchen noch klebriger im Mund. Sehr angenehm.

 
Windschatten ausnutzen. Vor allem, wenn der Läufer vor mir aerodynamische Frisurvorteile geniesst

Irgendwann geht’s einem Tümpel entlang, so bei Kilometer 8. Sieht eigentlich schön aus, ein Schild mit der Aufschrift «Natur pur» begrüsst die Läufer zum kürzlich gerodeten Waldstück. Sieht aus wie ein gerupftes Huhn, nur ist es eben Wald statt ein Huhn. Schön. Nein Spass, eigentlich ist es hier zum Laufen wirklich schön. Weniger schön ist dann der Ramsey Hill, ein Anstieg über geschätzte 250m (Distanz, nicht Höhenmeter). Steil ist er nicht, aber irgendwie eben doch ein bisschen. Ich komme gut hoch, der Pacemaker zieht wie erwartet davon, ich kann trotzdem ein paar Plätze gutmachen. Die Treichler am Rand mag ich, das intensiviert irgendwie das eh schon ziemlich intensive Körpergefühl. Habt Dank dafür. Nach dem Hoger bin ich etwas langsamer unterwegs als erwartet. Kein Problem, bin ich doch immer noch gut in der Zeit. Ich merke mir: Berg-auf-Training muss ich in meinen nicht vorhandenen Trainingsplan unbedingt einbauen.

 

Bergab zwickt mir dann irgendetwas im Buckel, weswegen ich aber nicht langsamer bin. Auf den letzten 3km weht dann Gegenwind, ich werde vereinzelt überholt und kalkuliere meine mögliche Endzeit. Da kommen noch ein paar Schnelle von hinten und dem Pacemaker komme ich wieder näher, aber einholen tu’ ich ihn definitiv nicht mehr. So finishe ich mit 01:00:25 und einer durchschnittlichen Pace von – wohl bemerkt aufgerundeten – 04:02. Das ging ja flott und das meine ich ernst. Mit der Peitsche getrieben wären die zwei Sekunden pro Kilometer wohl noch drin gelegen, aber das macht nichts. Ich verbesserte mich um 6,5min oder 25sek pro KM im Vergleich zum Vorjahr. Super Sach! Mustergültig runde ich den Event mit Pommes und Bier ab (nein, kein Spass-freies Läuferbier).

 


Und ja, meine löchrigen und angerissenen Cloudschuhe stellten nachweislich Gewichts- und Lüftungsvorteile dar. Sieht immer noch besser aus, als der Typ, der in Sandalen lief… ja den gab es wirklich.