dür z'Justistal zur Sichle ghuschet

16.06.2019
Einmal von Merligen durchs Justistal bis zur Sichle 1'679m.ü.M. Spontan entscheide ich mich dafür, nahe von meinem alten Dahei die Füsse zu vertreten. Der gestrige Niesenlauf hat mir noch etwas übrig gelassen in den Beinen. Allzu weit und hoch hinauf sollte es nicht sein, darum zur Sichle.

Blick von der falschen Seeseite zum Justistal




Passübergang Sichle

zügig dürs Justistal ghuschet



Mittags bei wechselhaftem Wetter starte ich in Merligen in Richtung Grön. Schon vor dem ersten Kilometer ist der Weg anders angezeigt als meine ursprüngliche Route vorsieht. Ich folge der Beschilderung und nehme den Kilometer Umweg in Kauf. Die Steigung ist mässig, alles über eine Naturstrasse, die hier kein Foto würdig ist ;-) Nach 36 einsamen Minuten erreiche ich das Grön, wo die Justistalstrasse kreuzt. Ab hier geht es etwas langweilig über Ashpalt, wobei kurz darauf sich die Sicht auf das gesamte Justistal öffnet bis nach hinten zur Sichle. Toll. Früher waren wir da gelegentlich mit dem Velo oder beim Chästeilet spielten wir im Bach. Es sieht noch alles gleich aus.
hier findet der Chästeilet statt
riesige Felsbrocken überall im Tal
Durch die Talebene kann ich Gas geben, ist ja fast flach. Wegen Wolken und Nebel ist das Niederhorn versteckt, dennoch ist die Felswand beeindruckend. Ich halte Ausschau nach dem Bärenpfad, scheitere allerdings Mal um Mal den Weg in der steilen Wand zu erkennen. Die Querverbindung vom Sigriswilergrat zum Niederhorn fehlt mir noch. Auf beiden war ich, heute durchquere ich das Tal vertikal, das nächste Mal wäre also horizontal dran. Wobei kartenmässig horizontal korrekterweise auch vertikal bzw. steil wäre und vertikal dem Talverlauf wie heute eben eher flach wie der Horizont bedeutet. Egal. Meine Kamera bleibt dem Wetter wegen lange in der Tasche, das wird sicher noch besser im Verlauf des Tages. Nach einer kurzen Pause mit Verpflegung biege beim Hintersberg endlich in den Wanderweg ein. Eigentlich schade, verläuft im Tal die Strasse statt ein Wanderweg, die Umgebung ist wirklich schön.

Tagesziel in Sicht

toller Trailrun
Der letzte Kilometer hinauf zur Sichle lässt meine Scheiche ermüden. Ich suche schon nach dem Weg zu den Sibe Hängste, vielleicht gehe ich noch etwas weiter als geplant. Der Weg ist einfach, im Hang liegend kreuzt man gelegentlich loses Gestein. Ich sehe Wanderer entgegenkommen. Vereinzelt höre ich Steine in der weit entfernten Wand herunterfallen. Nach einer kurzen Pause erschrecke ich mich gewaltig: es chlepft! Ein Chemp so gross wie ein Pflasterstein braust keine 10 Meter an mir vorbei. Heiliger Jägermeister. Das Ding kam wie geschossen über den Hang fliegend. Vor lauter Herjesses sprinte ich die nächsten Meter. Die Wanderer haben's auch gesehen und berichten von selber ausgelösten Steinabgängen weiter oben. Glück gehabt. Kurz darauf erreiche ich nach exakt 10 Kilometern und 1'125 Höhenmetern die Sichle. Dafür benötigte ich 1h21.
Lunch mit Blick ins Auenland Eriz


Passübergang Sichle
Völlig verschwitzt friere ich im Wind, der vom Auenland bzw. Eriz her weht. Ich laufe noch ein paar Meter zum Pfad, der zu den Sibe Hängste führen soll, kehre kurzum wieder um. Gelegentlich höre ich Steine in die Geröllhalde herunterfallen, das ist mir für heute genug. Frisch gekleidet mampfe ich auf einem Felsbrocken ein schneegekühltes Snickers mit Züpfe. Proviant ist geil. Ich bin alleine, auf keinem der hierher führenden Wege erkenne ich Wanderer.
hinterem Wägwiser giengs no Witer ufe
Das Wetter wird dann tatsächlich besser und erlaubt mir einige Fotos. Nach einer Weile mache ich mich auf den Rückweg. Bei der Passage mit dem Schreckmoment beeile ich mich. Kurz darauf erreiche ich die erste Hütte: Nun sind die kleinen Terrassen zum Einkehren leer, die Autos der Besucher verschwunden. Es sind nur noch Schweine mit Durchfall hier. Mit grossen und schnellen Schritten schwitze ich der Sonne entgegen.
quer über die Wiese
Ich halte mein Tempo durchs fast flache Tal. Will ich mir diesmal den unnötigen Umweg sparen, muss ich deshalb Ausschau halten nach der Abzweigung zum direkten Weg. Als ich ihn finde und begehe, wird mir klar, er ist gesperrt. Da liegen mehrere grosse Felsbrocken auf dem Weglein, ich vermute mal, wenn sie niemand rauf getragen hat, sind die von oben gekommen. Bald darauf bin ich zurück in Merligen. Für die 19km benötige ich 2h10. Durstig lasse ich den Lauf bei strahlendem Sonnenschein in der Badi ausklingen. Per Zufall treffe ich hier noch einen Mitschüler von anno dazumal, dem ich vor etwa 10 Jahren letztmals begegnete. Nostalgie und Heimat.


Blick Talabwärts