eh gugg iis, der Güggisgrat

25.11.2018
Herbstzauber


Kurzer Ausflug. Kurzer Bericht. Kurze Sätze. Es ist schon fast Dezember. Ein prächtiges Nebelmeer ist nirgends zu sehen. Zu meinem Erstaunen ist die Niederhornbahn geöffnet, das passt perfekt für mein schlechtes Gewissen. Hatte ich doch noch wenig gemacht an diesem Wochenende, wollte ich zumindest kurz an die Sonne und in die Berge. Deshalb renne ich von der Beatenbucht los zum Beatenberg. Die Berge zeigen sich prächtig, Sonnenschein pur. Ich bin gleich schnell wie vor drei Monaten auf dem Beatenberg, ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiss ich nicht. Heute ist die Stoppuhr egal. Vom Beatenberg nehme ich dann ausnahmsweise die Bahn zum Niederhorn, sonst kann ich mir mein Abendprogramm abschminken.


Die Sonnenterrasse auf dem Niederhorn ist sehr gut besetzt, das erklärt den vollen Parkplatz unten. Hier setze ich meinen Lauf fort, alles dem Grat entlang. Die leichte Steigung passt mir ganz gut, denn etwas mehr wäre für heute schon zu viel. Steil ist geil... nein heute nicht. Mein Auge sucht und sucht, aber heute sind die Steinböcke wohl woanders. Nur ein Dutzend Wanderer sind unterwegs, es ist halt schon fast drei Uhr. Ich bin wieder mal spät dran. Schon sehr bald erreiche ich den Burgfeldstand. Hier hat es ein paar schattige Passagen und es liegt minim Schnee. Wirklich mickrig wenig. Die Sonne wärmt einem ziemlich, und wenn es mal zu kühl ist, kann ich ja das Tempo anziehen.
Blick zum Gemmenalphorn, rechts im Hintergrund das Augstmatthorn
Blick zu den Sieben Hengste
einfacher Trampelpfad





Überraschend schnell geht es, bis ich das Gemmenalphorn 2'061m.ü.M. erreiche. Auch der Fotostopp fällt heute kurz aus. Klar, man müsste das Alpen- und Voralpenpanorama mehr würdigen, wirklich. Der Blick ins Justistal ist immer imposant. Die sieben Hengste nehme ich auf meine to-do-Liste auf. Der Weg hier entlang dem Güggisgrat ist ausgetrampelt und bestens begehbar. Die Berge stehen dann auf dem Rückweg wiederum Spalier: links die 3'000er und 4'000er, rechts das Sigriswiler Rothorn, auf dem Mönschlis auf dem Gipfel zu sehen sind. Ich komme dann mal wieder für einen längeren Run hierher. Vielleicht für einen Steinbock-Marathon: Niederhorn-Augstmatthorn.


auch Ende November noch Wander- statt Skizeit

lueget vo Bärg und vo Tal





Retour etwas mehr Tempo, ich habs eilig. So eilig, dass ich dann vom Beatenberg in die Beatenbucht unplanmässig hinunterzottle. So lange wie ich auf die Bahn warten müsste, so lange habe ich zu Fuss bis nach unten. Auf halbem Weg tauche ich in den Nebel ein und jetzt bin ich froh, eben doch noch etwas gemacht zu haben. So 13 Kilometer und gut aufgerundet 1'000 Höhenmeter waren das. Das nächste Mal göiere ich die Aussicht mehr. Hallo Winter, wenn chunnsch ändlech?
Panorama-posieren

kurz vor dem Niederhorn

tschüss, du tolles Spätherbstwetter

Steinbock- und Wettergeschenk

17.11.2018

majestätischer König der Alpen


Heute tausche ich die Trailrunning-Schuhe mit Trailrunning-Schuhen. Also ja, es sind halt die gleichen Schuhe wie immer, aber es soll eine Wanderung sein, mal ohne Hektik und Gehetze. Auf dieser schönen Wanderung von der Lombachalp über die Suggiture zum Augstmatthorn erhoffe ich mir, wieder auf Steinböcke zu treffen.

Im Unterland herrscht sein Tagen Nebel, hier oben auf der Lombachalp ist er längst passé. Das grossartige Wetter und der fehlende Schnee sollen aber nicht täuschen, denn für eine Herbstwanderung ist es frisch, wobei für Mitte November natürlich zu mild. Mittags ist immer noch Bodenfrost vorhanden, könnte oben also kühl werden. Der Weg führt zuerst über Alpwiesen zu einer Abzweigung, von hier aus könnte man direkt zum Augstmatthorn über den steileren Weg. Der ist für den Rückweg geplant. Immer dem stetig ansteigenden Weg entlang im Hang - ja, er ist wirklich einladend fürs Trailrunning - halte ich bei den Felsen Ausschau nach dem König der Alpen, den hier war ich letztes Mal auf Jungtiere getroffen. Heute sind keine da, also geht es weiter. Der letzte Anstieg auf die Suggiture (heisst es «der» oder «die» und warum lese ich vereinzelt «Suggiturm»?? egal...) ist steiler, belohnt wird man mit fantastischer Alpensicht.
an Wanderer gewöhnt
graziös unterwegs den steilen Hang hinab

Steinbock, im Hintergrund der Brienzersee
Steinbockkolonie am Augstmatthorn

ich danke euch fürs Posieren



Auf dem Grat zum Augstmatthorn entdecke ich zwei Steinböcke aus der Ferne, es sind Alttiere mit mächtigem Gehörn, wow! Ich beobachte sie einen Moment lang, bis sie den Wanderweg kreuzen und sich hinunter zur Herde gesellen. Da vergisst man schnell, mal die Kamera wegzustecken und das mit eigenen Augen zu bewundern. Da unten liegen noch weitere Tiere im Hang, dahinter im sehr steilen Gelände sind auch noch welche, rund 20 an der Zahl. Alles Poser ;-) Wahnsinn! Der Wind bläst, richtig kalt ist es hier oben. Warum die Steinböcke wohl auf der Windseite liegen? Ihnen scheint es vermutlich zu warm zu sein für diese Jahreszeit.

So majestätisch das Nebelmeer und das Bergpanorama wahrlich ist, der König der Alpen hat all meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Was für ein Glück, das erleben zu dürfen...
gelassen am Grasen
tolles Bergpanorama









Wäre ich ein Steinbock, würde ich auch hier leben und meinen morgendlichen Brunz in diese schönen, steilen Hänge mit phänomenaler Alpensicht herablassen. Neid. Auf dem Augstmatthorn lässt der Wind und die Temperatur kein gemütliche Picknick zu, der Proviant muss daher warten. Auch hier sehe ich wieder Steinböcke aus der Ferne. Was für ein Glück, was für eine Geschenk. Der Rückweg führt über den steileren und kürzeren Zickzackweg in Richtung Sonnenuntergang und Nebel. Vor der Heimkehr gibt's die kurze Einkehr bei der Lombachalp. Für die Langlaufloipe ist alles bereit, nur der Schnee fehlt noch...
die Nebeldecke ist unruhig

wie fürs Trailrunning gemacht
es nachtet schnell. Speziell muss die Weitsicht sein zu später Stund'




Ein Nebel macht die Dinge wunderschön. Oscar Wilde

16.11.2018
Raus! Raus aus der Suppe des Unterlands!
Meine Motivation und Vorfreude für Sonnenstrahlen und Weitsicht kompensieren die nicht ganz frischen Beine. Anfangs Woche rannte ich viermal auf den Gurten, drei Tage schweinischer Muskelkater waren die Folge. Heute soll es der Stögu sein, schliesslich noch immer unerledigt auf meiner to do list 2018.
das geht hoffentlich schneller, als angegeben ;-)
Weil ich 30 Rappen zu wenig Kleingeld habe, lege ich ein Zugticket anstelle eines Parktickets an die Frontscheibe ;-) Egal, in Erlenbach auf 722 m.ü.M. ist die Wanderzeit mit 4h30 angegeben. Nach den ersten Metern auf Asphalt verläuft der Weg direkt unterhalb der Seilbahn. Im Nebel versteht sich. Ein kurzer aber heftiger Stutz, wohl gemacht für Landwirtschaftsfahrzeuge, bringt mich übel ausser Atem. Immerhin kann ich diesmal da rauf ohne Marschieren.


Beim Chlusi mache ich kurz Halt, allerdings 2min zu früh, denn die Nebeldecke scheint schon dünn zu sein, so treffen mich kurzum unerwartet Sonnenstrahlen. Die Alphütten sind so spät im Herbst natürlich verlassen. Ich sehe Chrindi, die Mittelstation, und den Sendemasten vom Stögu. In den schönen Wald hinein verläuft der Weg quer einer Felswand entlang. Gefällt mir. Bis zur Mittelstation ist es dann irgendwie weiter, als ich erwartet habe. Noch ein paar Mal Zickzack, hier und da ein hoher Tritt über einen Stein, Treppenstufen hat es auch noch, und dann bin ich in 52min beim Chrindi. Bis hierhin begegnete ich keiner Menschenseele.
schönes Gefühl, aus der Nebelgrenze zu kommen
schöner Wegverlauf der Felswand entlang
 
Ich biege ab in Richtung... Warte! Der Hinterstockensee ist so glatt, wunderbar spiegelt sich die Landschaft darin ... aber ich will jetzt weiter, und nicht den Glungge umrunden für ein Foto, das vielleicht nicht mal sooo gut kommt. Der Wanderweg ist im Schatten hart bis gefroren, in der Sonne matschig. Dieser Abschnitt bis nach Oberbärgli ist sehr schön. Auf dem Kamm sehe ich zum ersten Mal das Nebelmeer ennet des Simmentals zur Thuner Seite, sieht aus wie ein gigantischer Gletscher, der das Unterland bedeckt. Ab hier ist es windig und brrr. Ich bin gut unterwegs, begegne jetzt denen, die von oben dem schlechten Gewissen wegen immerhin bis zur Mittelstation hinunterlaufen. Der steilste Teil ist durch, das Ziel nah, genauer gesagt sind es noch 500m.
keine Zeit für ein tolles Foto
Beginn des letzten Abschnitts nach dem Oberbärgli


Nach 90min erblicke ich ein traumhaftes Bergpanorama und ein wunderbares Nebelmeer. Die Sonne tut gut hier oben auf dem Stockhorn auf 2‘190m.ü.M. Was heute aus der weissen Tristesse herausragt, ist wahrlich herausragend. So könnte man meinen, das Unterland und deren Hektik ist inexistent. Wow! Das ging 20min zügiger als im Vorjahr. 1‘468 Höhenmeter und lediglich 7 Kilometer sind es vom Nebel zur Lebensfreude hinauf. Tschüss Stögu.
Alpensicht
Gletscher statt See, daran könnte ich mich gewöhnen.


frisch wars, Wind sei dank




«Ein Nebel macht die Dinge wunderschön», sagte Oscar Wilde.

​
Blick ins Oberland
Blick ins Unterland

der Sendemasten verschandelt die Aussicht ;-)

irgendwann muss man halt wieder runter...





no einisch Niese gredi

10.11.2018
die Steintreppe geht in die Beine


Das hätte ich nicht gedacht, so spät im Jahr noch einmal den Niesen zu machen. Ich sehe aus der Ferne, da oben liegt schon Schnee, der tut aber keinem weh, im Gegenteil, ich würde mich freuen. Es ist das dritte Mal in diesem Jahr, nach 2h05 im Frühjahr, 2h00 im Sommer direkt im Anschluss an das Morgenberghorn will ich schneller sein als die 1h53 im Vorjahr.


Der Parkplatz in Mülenen ist gut gefüllt, ich bin überrascht darüber. Nach kurzem Aufwärmen lege ich los oder besser gesagt, es geht gleich richtig los mit der Steigung. Ich bin ausnahmsweise ohne Pulsmessgerät unterwegs. Zu schnell gestartet bin ich auch noch, so dass ich schon nach 5min etwas reduzieren muss. Ab da geht es dann supi und zügig. Auf dem kurzen Abschnitt über die Asphalt- und Naturstrasse merke ich, einiges schneller unterwegs zu sein als sonst. Dann geht es der Bahn entlang, «steiler Weg» ist angegeben.
kurzes Flachstück zum Erholen


Ein paar kurze Stopps zum Durchatmen, Trinken und Fotos liegen immer drin, dafür halte ich die Stoppuhr an. Zwischen den Bäumen hindurch zeigen sich trotz vieler Wolken die Berge. Ein paar Wanderer und ein Trailrunner begegnen mir, es sollten nur wenige folgen. Der dritte der gut acht Kilometer ist der steilste und der geht heute besser denn je. Hat man den geschafft, ist eigentlich Halbzeit. Leicht unterhalb Schwandegg kommt der Wanderweg ganz nahe an die Seilbahn, da pausiere ich üblicherweise kurz und schaue auf die Uhr: bei meinem schnellsten Durchgang brauchte ich bis hierhin ziemlich genau eine Stunde, jetzt sind es 52min. Geil. Schwandegg passiere ich nach 58min.


schöne Bergwelt


Der Teil durch die Lawinenschutzwände (KM 6) gefällt mir gut, hier fehlt mir aber meistens schon Kraft. Heute nicht. Ich kann alles rennen, so wie ich mir es vorgenommen hatte. Die Temperatur ist gut, ganz oben sind es glaube ich 0-2 Grad. Es ist besser als früh morgens im Sommer und Gegenverkehr hat es auch keinen. Nach einer kleinen Richtungsänderung zeigt sich der Kulm, der Schlussabschnitt täuscht immer ein wenig, denn optisch gibt es einem das Gefühl, in 5min oben zu sein.
dieser Teil hat es in sich. Eine Tolle Abwechslung nach dem Zickzack im Wald

das Ziel in Sicht, noch geht es ein bisschen


Ich freue mich schon auf die tolle Endzeit und trabe weiter hinauf. Mehr und mehr Wolken ziehen auf. Teilweise ist der Schlussteil fast flach im vergleich zu Passagen weiter unten. Schnee liegt hier keiner, eigentlich schade. Bei der Bergstation starte ich noch den Schlusssprint direkt nach oben. Bei einer kleinen Mauer fünfzehn Meter vor dem Ziel hole ich mir auf allen Vieren noch ein Souvenir am Knie ab. War ja klar. Ich schaue auf die Uhr: 1h36m51sec. Grossartig, ich verbesserte mich für die 1'669 Höhenmeter um über eine Viertelstunde. Für den Rückweg nehme ich die Bahn und freue mich schon auf den nächsten Anlauf.


Niesen. I mag di.
so anstrengend es war, so zufrieden bin ich

über ein paar Schneepassagen hätte ich mich gefreut
Schlussteil mit toller Berg- und Seesicht


Lausanne Marathon zum Zweiten

28.10.2018
Start zum Lausanne Marathon
Nach meinem Experiment vom letzten Jahr nehme ich zum zweiten Mal an einem Flachmarathon teil. 2017 versuchte ich, möglichst lange dem 3h-Pacemaker zu folgen, im Wissen, dass das alles andere als eine optimale Zielzeit geben kann, wenn ich vom Pacemaker abreissen lassen muss. Und so war es dann auch, schon von der Hälfte musste ich ihn ziehen lassen, die letzten vier Kilometer waren dann ebenso mühsam und wie langsam. Am Ende resultierte eine Zielzeit von 3h22 (durchschnittliche Pace 04:48). Ein ungewolltes Souvenir waren unter anderem Beschwerden an der linken Achilles, die ich noch heute spüre.


In diesem Jahr will ich es besser machen: War ich doch mehr in den Bergen unterwegs zu Lasten von ausgedehnten Flachläufen, war die Vorbereitung weniger gezielt als im Vorjahr. Meine Grundausdauer ist vermutlich besser geworden, ob dem so ist, werde ich nach 42'195 Metern feststellen. Es ist immer dasselbe mit der Zielsetzung: unverletzt bleiben, Ankommen, Spass haben, sich verbessern. 3h15 wären toll, alles darunter grossartig. Unter 3h wäre absolut fantastisch, vermutlich etwas zu optimistisch.


Zur Stecke gibt es ja wenig zu sagen, die verläuft unspektakulär von Lausanne über die Hauptstrasse nach Vevey und auf gleichem Weg retour. Okay, neben den Weinbergen mit Seesicht macht das optisch etwas her. Es ist trocken, aber nur um die 6 Grad. Am Start verpasse ich gleich meine eigene Zeitmessung via Sportuhr, das ist mir vorher noch nie passiert. Mein Puls ist etwas zu hoch, vermutlich geschuldet durch mein zu kurzes Einwärmen. Ich muss mich schon recht beeilen, den 3h Pacemaker einzuholen. Im Gegenwind wäre es optimaler, direkt in der Gruppe um den Pacemaker zu laufen, aber ich bin immer ca. 20m dahinter. So ab Kilometer 12 geht es eigentlich sehr gut und phasenweise angenehm. Ich erreiche die Hälfte in 1h29h38, also auf 3h-Kurs. Im Wissen, dass der Rückweg noch intensiv wird, verpflege ich mich regelmässig und seriöser als auch schon.
auf halber Strecke hinter der Traube um den Pacemaker


Die Traube um den Pacemaker wird stetig kleiner. Gelegentlich müssen Läufer abreissen lassen bei den Verpflegungsständen, selbst wenn sie deswegen nur 10 Sekunden verlieren, vermögen sie diese kaum noch aufzuholen. Ab Kilometer 30 merke ich, es wird eng, eng diese Pace bis ganz am Schluss zu halten. 6 Kilometer später verliere ich den Anschluss, bin aber deswegen nicht entmutigt, denn ich habe die Pace doppelt so lange als im Vorjahr halten können. Nach dem ich schon früher im Rennen kurzzeitig Bauchbeschwerden hatte, die sich rasch verzogen, kommen sie umso heftiger zurück. Da wird mir richtig unwohl... Ich muss mal... Dafür gehen 70 Sekunden drauf, dafür fühle ich mich nach diesem kurzen Cooldown kreislaufmässig besser. Die letzten 4 Kilometer sind sehr anstrengend und ich freue mich auf das Ende. Ich erreiche das Ziel in 03:03:21, 21. Kategorienrang, 89. Rang overall bei 1'116 Klassierten. Das entspricht einer Pace von 4:20! Damit bin ich wirklich zufrieden und auch ein bisschen überrascht!


Ein toller Lauf besiegelt also das Ende der Laufsaison 2018. Die drei Minuten über 3h geben mir natürlich Motivation zur Verbesserung für den nächsten Flachmarathon. Au revoir, Lausanne.
zufrieden nach einem tollen Lauf!

ohne Hut auf den Dreispitz 2'520m.ü.M.

21.10.2018
Dreispitz, da gehört eigentlich ein Hut dazu


Heute soll es der Dreispitz sein. Ich hatte ihn immer mit der First verwechselt, deren Flanke zum Thunersee gerichtet imposant wirkt, da führt aber kein Wanderweg hin, deswegen wähle ich den unweit liegenden Dreispitz. Ich bin einerseits spät dran, ja weil ich eigentlich gestern Samstag schon hinauf wollte, dann musste ich aber gesunden. Anderseits bin ich früh dran, so um 8 Uhr fahre ich Daheim los, so früh war ich noch nie. Und dennoch bin ich eben wieder spät dran, weil ich will 13:30 Uhr in Bern sein fürs Eishockey gucken. Für meine ursprüngliche Route Reichenbach-Dreispitz ist zu wenig Zeit, also starte ich weiter oben im Kiental.


Der Weg führt kurz über Asphalt, dann über Gras, Weiden und Naturstrassen in Richtung Rengg. Die Sonne ist noch hinter den Bergen versteckt, von Weitem sehe ich die Blüemlisalphütte hoch oben auf der anderen Talseite. Ich bin schon gespannt auf die Aussicht, die mich oben erwartet, denn widererwarten hat sich der Nebel früh verzogen, Dunst ist angekündigt. Wie üblich in den letzten Wochen habe ich irgendwie Mühe, die Frische in meinen Beinen fehlt. Es liegt vielleicht an den zu kurzen Pausen, aber was soll ich sagen, der diesjährige Herbst zieht mich einfach in die Berge, Wochenende für Wochenende. Ich pausiere gelegentlich und schaue ins Kiental hinunter, das nun von der Sonne wachgeküsst wird.
Blick ins Kiental, da war ich dieses Jahr öfters


Kurz vor dem Rengg wird die Strasse steiler. Man könnte hier wohl mit dem Auto hoch ohne zu Keuchen... tja. Der erste Sonnenstrahl fühlt sich dann richtig gut an und ich begutachte mal mein Ziel von unten: es ist noch ein gutes Stück bis oben. Nach 54min erreiche ich den Renggpass auf 1'800m.ü.M. Hier hat man schon einen tollen Ausblick. Der Weg ist nun weiss-blau-weiss markiert. Weiter oben entdecke ich ein paar Wanderer, die werde ich schon noch einholen ;-)
die First, imposant die Flanke und der darunter liegende Felsgürtel


Zuerst durch etwas Wald, dann über Wiesen mit Bodenfrost wird der Weg steiler. Hier geht noch alles im guten Tempo. Zwei weitere Wanderer rasten, das tu' ich bald auch, bevor es in den letzten Abschnitt geht. Der ist mit 400 Höhenmetern auf einen Kilometer richtig stotzig. Die First zeigt sich nun prächtig von der Seite, da möchte ich mal hin. An ein, zwei Stellen brauche ich die Hände, so kommt man schneller vorwärts, wenn es über Felsen geht, die so hoch sind wie Oberschenkel. Aber eilig habe ich es nicht mehr, gejuflet habe ich genug.

Herbststimmung auf den Wiesen


es wird nun steiler aber unproblematisch
vereinzelt braucht man die Hände fürs Fortkommen, alles unkritisch


Der letzte Abschnitt ist übersäht von Geröll. Sehr rustikal, ich mag das. An ein paar Stellen kommt man nahe zum Grat und somit nahe zum Abgrund, etwas Vorsicht ist geboten, so dass man hier einen Ausrutscher vermeidet. Das Zickzack nimmt dann nach 1h40 ein Ende, ist stehe oben auf dem Gipfel des Dreispitzes auf 2'520m.ü.M. Kurzes Zwischenfazit: der vom Rengpass auf den Dreispitz gefällt mir wahnsinnig gut, er verdient Höchstnoten! Die Aussicht oben ist wunderbar, von Eiger-Mönch-Jungfrau bis zum Chasseral ist alles zu sehen. Wir sind da oben zu viert, die anderen machen Selfie um Selfie, ich kann es ihnen bei dem Wetter kaum verübeln. Ach, seht die Bilder an. Toll!
Geröllhalde vor dem Gipfel

Obacht! Wegverlauf direkt am Grat


Panoramablick zu den Alpen

Klassisches Gipfelkreuz Dreispitz 2'520m.ü.M.


Bevor ich mich auf den Retourweg mache, lasse ich die Bergsaison im Anblick meiner absolvierten Routen Revue passieren. Da reihte sich Highlight an Highlight, jedes Ziel hatte etwas Besonderes und lohnte sich. Einige davon möchte ich nächstes Jahr wiederholen. Es war vermutlich mein letzter Trailrun in diesem Jahr, der Schnee darf nun kommen, die Wanderwege sollen ruhen. Dann mache ich mich auf den Rückweg, zuerst vorsichtig über das Geröll und die anspruchsvolleren Passagen, dann geht's zügiger über den Trampelpfad zurück und über die Strasse habe ich es eilig. Nach 2h33, 15 Kilometern und 1'577 Höhenmetern steige ich im Kiental in das Auto ein und düse ins Unterland. Schön wars!
Blick ins Unterland