einisch ume chaut Glungge (Brienzersee-Umrundig)

18.05.2019
Weil vielerorts noch Schnee liegt und die Wanderwege zu sind, will ich heute Kilometer fressen. Hey, einmal rund um den Brienzersee, dachte ich mir. Lange Distanzen machte ich dieses Jahr noch kaum und so hoffe ich, die Distanz von fast 40 Kilometern überhaupt zu schaffen.
Giessbachfälle


So gegen 13 Uhr starte ich am Ostbahnhof Interlaken. Keine Ahnung, was mich genau erwartet. Das Höhenprofil habe ich mir angeschaut, die Distanz natürlich auch, aber ich weiss irgendwie nicht so recht, was da auf mich zukommt. Gestern Freitag absolvierte ich rund um Bern 22Km. Könnte sein, dass mich die irgendwo auf der Strecke zum Abbrechen zwingen. Jedenfalls laufe ich am rechten Seeufer (nördlich) entlang, zuerst eine Weile am Uferweg, dann irgendwann biegt der eigentliche Weg ab hinauf in den Wald. Ich bin gemütlich unterwegs, im Wissen, dass eine ganze Umrundung noch eine Weile dauern würde. So vergehen einige Kilometer recht unspektakulär durch einen Waldweg.


Ein erstes Durchgangsverbot ignoriere ich grosszugig. Bald darauf erreiche ich die Überreste eines Lawinenniedergangs. Unproblematisch quere ich den Schnee, der von Dreck bedeckt ist. Ein Wanderer kreuzt mich gerade. Beeindruckend sind die Schneemassen immer noch, vor allem ziehen sie sich bis weit, weit nach unten. Ich vermute, das ist hier ein bekanntes Bild.
erster Lawinenkegel
Wenig später stampfe ich durch Matsch, gut habe ich keine wasserdichten Schuhe an. Der Matsch weicht dem Schnee und gerade um eine Ecke sehe ich wieder einen Lawinenkegel, den es zu überqueren gilt. Hier donnerte mächtig Schnee und Schlamm runter. Wo der Weg verlaufen würde, ist der Schnee vom Schmelzwasser schon ausgehöhlt. Mir ist nicht ganz gschmuech, macht es mir einen brüchigen Eindruck. Bei so Schneebrücken weiss man nie, wie lange sie noch halten. Also versuche ich etwas weiter oben zu traversieren, wo die Schneemassen kompakter scheinen. Fast auf der anderen Seite angelangt, muss ich wieder kehren, das Bort am Rand ist zu steil. Also muss ich doch genau dort drüber, wo ich es vermeiden wollte. Mein Gang wird zügig und oberflächlich. Nach einem Sprung bin ich drüben. Alles gut. Ich schaue nochmals zurück und gehe weiter meines Weges.
zweiter Lawinenkegel

vom Wasser unterlaufen

eigentlich unproblematisch und dennoch weiss man bei so Schneebrücken nie
Ich bin direkt unterhalb des Augstmatthorns kurz vor Oberried. In Brienz werde ich pausieren. Proviant habe ich wenig dabei, weswegen ich mich auf einen Nussgipfel im Coop freue. Kurz vor Brienz kreuze ich ein kurze Hängebrücke, wo viele Wanderer sich eine Rast gönnen. Durch Brienz selber meldet sich mein Magen, Alarm Alarm, er ist leer. Im Coop poste ich nur Schund, an der Promenade schlinge ich das Zeugs runter. Nussgipfel hatte es keinen. Tamisiech. Hier sind 19km absolviert. Via dem anderen Seeufer zeigt es mir nochmals 20km an. Erst die Hälfte?! Huss. Ich nehme sie aber bald in Angriff im Wissen, dass in Iseltwald oder bei den Giessbachfällen die Möglichkeit zum Outostöpple existiert.
d'Häuti isch gschafft. Nomau rund 19km. Im Hintergrund Start u Ziel.
In Richtung Giessbach leide ich. Erstens meldet sich mein Magen, er rebelliert gegen den eingeworfenen Food von vorhin. Zweitens geht es die Strasse bergauf und ich pausiere gelegentlich kurz. Der Blick auf den Hardergrat ist mit dem Wetter wegen auch vergönnt. Für die Giessbachfälle selbst habe ich keine Zeit, zwar seckle ich dran vorbei, sehn' tu ich nur wenig davon. Zu Kinderzeiten war ich mal da. Ab hier beginnt dann ein tolles Weglein direkt am Seeufer. Mir begegnet kaum eine Menschenseele und ich zähle schon die Kilometer bis nach Interlaken. Jede Zwischensteigung, sei sie noch so klein, ist anstrengend. Vorbei am Schnäggeninseli geht's Richtung Bönigen. Irgendwo fülle ich meinen Trinkbeutel an einem Brunnen. Durst wie Schwein. Schon ab Kilometer 1 hatte ich heiss. Mit einem Pullover habe ich es wohl zu gut gemeint, was solls, auf den letzten Kilometern über Asphalt bleibe ich dabei. Nun zeigt sich noch die Sonne und ich biegen beim Schiffskanal auf die finalen Meter ein.
schöne Farbe des Sees. Dahinter der Hardergrat

der Hardergrat machi es andersmau. Im Vordegrund z'Schnäggeinseli

schöner Uferweg
Nach 4h18 erreiche ich den Ostbanhnhof. Schöne 39Km waren das, vielleicht 5-10 zu viel, aber wer gibt schon gerne kurz vor Schluss auf. Die rund 1'110 Höhenmeter verteilen sich mehrheitlich auf die erste Streckenhälfte. Die teilweise schönen Weglein könnte ich noch mehr würdigen, klar. Beim Auto huste ich wie blöd. Ich habe Lust auf ein Schläckiseckli vom Kiosk, kriege aber noch nichts runter. Und ich freue mich schon auf Boglonaise hinech… Auf meine eigentliche Idee, des Blogtitels wegen, nach dem Lauf meine Füsse im See zu baden, habe ich keine Lust. So düse ich erschöpft heim und hake das Projekt Brienzersee ab.
erschöpft am Bahnhof acho…




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