30.05.2019
Da finde ich doch prompt eine geöffnete Berghütte im Web und mache mich auf den Weg nach Wilderswil. Philosophische Musik von Gölä dröhnt die ganze Fart: «Nume ä tote Fisch schwümmt mitem Strom, nume vomne tote Vogu körsch ke Ton. Nume wär
trailrunnt cha wüsse wis isch, wed mau ä Chünig u mau ä Bättler bisch…» und solches Zeug verkürzt die Fahrt gefühlt.
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Winter datet Sommer |
Von Wilderswil bis Zweilütschinen gibt es eigentlich nur zu sagen, dass ich den flachen 6km-Abschnitt vom Jungfraumarthon nehme. Pace 04:45. Wegen der Pipipause pausiere ich noch einmal ungewollt, weil ich die Züge am Bahnhof passieren lassen muss. Die rechte Talseite zum Schilthorn ist mir übrigens ziemlich unbekannt, mal schauen wie es dort aussieht. Die Steigung beginnt, meine Beine fühlen sich so an, als würde bei jedem Schritt einer auf die Oberschenkel drücken, mich absichtlich bremsen. Ziemlich anstrengend ist es. Und es geht noch eine Weil so weiter. Es sieht hier alles aus wie zur Schynige Platte hinauf. Steinig, Bäche über den Weg, Moos und irgendwie endlos. Mal kreuze ich die Strasse, mal leide ich mehr, mal gefällt es mir richtig gut. Jedenfalls passiere ich Isenfluh. Hier hätte es eine Bahn, ja eher ein
Chrutzli am Seil. Fotostopps kommen mir entgegen, das gibt Zeit zum Verschnaufen.
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flotter Wanderweg und viel Moos |
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idyllisch, oder? |
Ich habe keine Ahnung, wie die Aussicht oben ist, für eine Recherche fehlte mir die Zeit, das war alle zu spontan. Ich begegne nur einer Hand voll Wanderern. Die Wege sind gut unterhalten, gäbig zum Seckle. Ein erstes kleines Schneefeld macht mir Vorfreude auf mehr. Schneebedeckt seien die letzten 45 Wanderminuten bis zur Hütte, hiess es im Netz. Ausser etwas Pflotsch treffe ich vorerst aber keinen an. Die Steilheit nimmt dann ab, also ja, so richtig steil war es bisher nie, einfach anstrengend ;-) Zwei Ätis grüssen freundlich bei einer Rast, ab hier kommen mir immer wieder Mönschlis entgegen, die sind heut' wohl früh aufgestanden. Vorbei an einer idyllischen Alp erreiche ich nun ausgetrampelte Schneefelder, dem Bach entlang hört man den Frühling. Es ist die Zeit, bei der sich Überreste des Winters und der Sommer daten. Endspurt. Bin bald am Ziel. Über einen Wanderweg
gibenihm nochmal richtig! Auf die Aussicht muss ich noch warten, denn Eiger, Mönch und so kann ich mangels Augen am Hinterkopf nicht sehen. Zwei-drei nochmals supereinfache Schneefelder später erreiche ich nach 1h41 die Lobhornhütte.
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härzigi Hütte |
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verkehrtes Herz |
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trotzdem toller Weitblick |
Richtig gastfreundlich zeigt sich die Hüttenwartsfrau. Sehr Sympathisch. Ich bin neugierig auf die Aussicht hinter einem Hoger, da seckle ich jetz noch quer Feld und Schnee ein hin. Der Blick auf Eiger, den prüden Mönch (er liegt immer nur neben der Jungfrau) und so ist mir wegen Wolken vergönnt. Dafür sehe ich die Lobhörner. Da geh' ich ein andermal hin. Und ich sehe einen Berg mit einem verkehrten Herz. Die Pflanzen erwachen auch aus dem Winterschlaf. Schön. Hungrig und durstig bin ich.
Schnäderfräsig wie ich bin, sagt mir von der kleinen Speisekarte wenig zu. Und ich muss ja noch runterrennen. So bestelle ich einen Haslichueche. So einen hatte ich mindestens 15 Jahre keinen mehr gemampft. Er schmeckt dann auch super, vielleicht wegen dem Rahm?! Egal.
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Aussicht zum Faulhorn |
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im Hintergrund hat es soo viele von den Dingern, man sieht nur noch Weiss |
Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, hierhin zu kommen. Wegen dem Schnee wäre es weiter oben mühsam zum Laufen. Ich könnte noch ewig hier verweilen. Ein Bierchen vereint sich leider schlecht mit Joggen. Nach einer Fotosession verabschiede ich mich wohl endgültig von Schnee, erkundige mich noch nach der Route zur Schwalmere und sage «bis gly». Die 1'517 Höhenmeter abwärts gehen sicher in die Beine...
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auf dem Heimweg über schöne Wiesen |
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posen |
Ich überhole viele der Hüttengäste, die sich früher auf den Rückweg machten. Nach 2 Kilometern geht mir
z'Suufe us. Schade, vor allem weil ich doch absichtlich wenig mitnahm. Nach einem Misstritt ohne Folgen gebe ich besser acht und nehme es gemütlich. Es ist sowieso eher anspruchsvoll hier runter: lose Steine und so. Irgendwann erreiche ich das Flache und schaue nochmal, dass für den restlichen Teil die Kilometerpace mit einer 4 beginnt... All alone auf dem Parkplatz freue ich mich auf die Glacéria im Tramdepot.
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es anders Mau no chli witer ufe... |