uf z'Sigriswiler Rothorn gjuflet


31.08.2019

Genau in der Mitte zweier Marathons entscheide ich mich zögerlich für einen Run aufs Sigriswiler Rothorn. Weder mag ich lange Autofahren, noch reizt mich ein Lauf von zuhause aus, und allzu weit und intensiv sollte der Lauf ja auch nicht sein. So 90min Bewegung in den Bergen würde meinem Gusto entsprechen. Also ab in die alte Heimat! Während in Bern prächtiges Wetter herrscht, ziehen um Eiger & co. erste Wolken auf.


was fürne tolle Run. da recki mir grad a Chopf
Vorbei am Skilift Schwanden, stopfe ich mir beim Parkplatz Bodmi auf 1’422m.ü.M. etwas Züpfe rein. Sie ersetzt neuerdings Energygels. Jüngst erfuhr ich von Märsu, ein hier wohnhafter Bürocompadre und gelegentlicher Kontrahent bei Läufen, dass er 55min aufs Rothorn benötigte. Signalisiert sind 2h40 Wanderer. Ich bin gespannt, wie lange ich brauche. Der Märsel hatte mir ja bis Herbst 2018 saftige 15min auf den Niesen aufgedrückt. Zugegeben, etwas Competition motiviert mich schon, aber ich bin primär hier, weil die gut 700 Höhenmeter verteilt auf 3,7Km landschaftlich richtig schön sind und eben für heute genau das richtige sind. Die Schönheit erfuhr ich vergangenen Herbst bei einem längeren Run, von dem mir besonders die Berglichäle in bester Erinnerung blieb.
Ziel i Sicht
Ich starte eingangs Wanderweg. Er beginnt mit einer leichten Steigung, flacht zwischenzeitlich ab, bevor dann gegen Ende des ersten Kilometers der Weg wieder steiler wird. Hier hat man einen tollen Seeblick. Ich trage einzig ein Gütterli Wasser mit mir, 5dl sind es. Der Weg verläuft mehrheitlich im Wald, einzelne Treppen unterstreichen die Steigung, das brennt dann etwas in den Beinen. Wo ein paar Kühe ruhen, bahne ich mir einen Weg hindurch. Sie bleiben gelassen. Die Übergänge in kurze Flachpassagen gefallen mir gut, ich merke, dieser Run wird grossartig.




Startpunkt Bodmi

Bald erreiche ich die Berglichäle. Zeit um mich umzusehen, fehlt mir heut’. Die ersten Meter komme ich zügig voran. Über etwas steilere und technischerer Passagen sowie vereinzelt höhere Steine bin ich mässig schnell unterwegs. Die Vollendung des zweiten Kilometers geht an meiner Aufmerksamkeit dabei. Es naht bald schon ein leichtes Stück abwärts, gefolgt von minimem auf und ab – ich nenne diesen Abschnitt einfach mal «Bödeli». Dieser Abschnitt macht unheimlich Spass, für mich ist das typisches Trailrunning.

 

Bei einer Abzweigung nehme ich den mir bekannten Weg, wo der Wanderweg über Karst führt. Unten herum gäbe es offenbar auch noch einen Pfad. Kurz darauf büsse ich ein bisschen das schnelle Anfangstempo ;-) Während mir einige Wanderer entgegenkommen, rückt das Rothorn immer näher. Den letzten flacheren Teil über lose Steine freue ich mich schon auf eine schnelle Zeit, denn Kilometer 3 ist längst vorbei und ich nähere mich dem Ziel. Weil die Passage, wo der Einsatz der Hände hilfreich ist, von Runterkommenden besetzt ist, nutze ich das als kurze Verschnauf- und Trinkpause. Dann zottle ich weiter. Diesmal nur auf allen Zweien statt allen Vieren wie letzten Herbst, bringe ich die letzten Meter hinter mich. Nach 41min14sec erreiche ich das Sigriswiler Rothorn, 2’051m.ü.M.

isch doch zügig gange

gueti Ussichte i Richtig anders Seeufer

Richtig Thun gsehts no guet us
 

Da von der falschen Seeseite her bereits Donner hörbar ist und - wie ich in ein paar Minuten sehe - auch von Norden her ein Gewitter naht, kehre ich nach ein paar Fotos und einem Schluck Wasser kurzum um. Nochmal will ich hier nicht ein Gewitter kommen. Den ersten Teil zur Kraxelpassage suche ich mindestens zweimal den richtigen Weg. Ich will hier weder stürzen noch einen verknacksten Fuss riskieren, also laufe ich mit Bedacht. Erst im flacheren Teil beeile ich mich wieder. Innert 10 Minuten hat sich hier ein prächtiger Tag in düstere Stimmung verwandelt. Ein paar Wanderer mahne ich zur Eile.

 
prächtigi Voralpe
 
der Gipfu gan für mi ällei


Ich komme in einen richtigen Flow, das Gelände hier eignet sich bestens für einen zügigen Trailrun. Durch die Bärglichäle kommt es mir vor wie früher, als wir den Schulweg von Tschingel nach Aeschlen jeweils rennend übers Gras hinter uns liessen. Wegen ein paar Geissen, die partout den Wanderweg nicht freigeben wollen, kürze ich weglos und vor allem schadlos ab. Dann überhole ich wieder einige Wanderer, die über mein Tempo beeindruckt sind (so sagen sie). Dieses Lob schreibe ich allerdings meinen über einiges leichteren Schuhen zu. Über die Treppenstufen und wo es nass ist, gehe ich in gelassenem Tempo. Die letzten paar hundert Meter seckle ich wieder zügig. Angekommen beim Ausgangspunkt Bodmi zeigt meine Uhr 1h11min an. Ich muss schmunzeln. Nicht wegen der Zeit, sondern welch’ toller, flowiger Run das doch war. Das hat Wiederholungspotenzial. Kurz und intensiv, was will man mehr?!

 
Blick zum Niderhorn
 
äs het de gli gschüttet wi us Chüble


Wenn ich noch hier wohnen würde, ja dann würde man mich öfters aufs Rothorn joggen sehn. Geile Sache! Home Mountains are the beste Mountains...