bim Bärner Bärgloufcup inegluegt u igluegt

07.08.2019 & 09.08.2019


Selbstverständlich schrieb ich mir die fünf Veranstaltungen des diesjährigen Bärner Bärgloufcups frühzeitig in die Agenda ein. Innert fünf Tagen sollen Gurten, Bütschelegg, Belpberg, Bantiger und Ulmizberg hinaufgesecklet werden. Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: Mein Augustprogramm galt den Bergen und der Cup entschwand aus meiner Prioritätenliste.
Päscu am Bärner Bärgloufcup
Mittwoch: Zwei Stunden vor Start auf den Belpberg erinnert mich meine Agenda eben wieder an diesen Lauf. Also fahre ich häbchläb nach Belp. 4,7 Kilometer mit 350 Höhenmetern gilt es zu bezwingen. Es geht sehr familiär zu und her bei diesen Läufen, was mir bestens gefällt. Die 200 Startplätze für die Cupwertung sind ausgebucht, nur noch Einzelstarts sind möglich, was dann eben auch die Beliebtheit dieser Abendläufe hervorhebt. Dass hier richtig gute Läufer am Start sind, entnahm ich den Ranglisten aus dem Vorjahr. Die Strecke auf den Gurten kenne ich, so weiss ich die Siegerzeiten einzuschätzen.






Um 19 Uhr startet also die dritte Etappe. Der erste Kilometer flach ist seit Langem mein erster flacher Kilometer auf Tempo. Meine müden Beinchen könnten schon noch schneller, aber es geht ja noch aufwärts. Die erste Steigung übers Feld fühlt sich noch gut an, ebenso viele Läufer wie mich überholen, überhole ich auch. Bei der zweiten Steigung leide ich schon gewaltig mit brennenden Beinen. Hier wäre das Affen-Emoji, das sich die Augen zuhält, durchaus angebracht. Die Steigung nimmt in den Wald noch etwas zu, ich komme kaum vorwärts und werde mehrfach überholt. Da muss ich tatsächlich marschieren, aber egal. Über den flachen Zwischenabschnitt erhole ich mich ein wenig, werde wieder schneller. Dann folgt auch schon der Schlussabschnitt über die Strasse, wo zwar ein minimer Schlusssprint (wen man dem denn so sagen kann) drin liegt, aber die anderen Läufer tun es mir gleich. Mit einer Zeit von 26min22sec (Pace 05:36) lande ich auf dem ernüchternden 58. Rang von 148 Teilnehmern. Mein Laufpensum der letzten Tage und Wochen spürte ich gut in den Beinen, dennoch hätte ich so etwas um Rang 30 erwartet. Spass hatte ich trotzdem. Die Siegerzeit liegt bei 20min. Unerreichbar für mich. Gegen zwei Minuten könnte ich wohl schneller sein. Item. Kurz vor dem Ziel traf ich auf Fredi, der mich zusammen mit seiner Frau freundlicherweise nach Belp zurück chauffiert. Ich sehe ich dann spätestens zu Beginn der Hockeysaison wieder, oder vielleicht am Jungfraumarathon. Merci nomau. Eine äusserst sympathische Laufveranstaltung, von denen es gerne mehr geben dürfte.
chum mir gö nomau
Freitag: Nach einem Tag auf der Aare bin ich noch etwas spontaner und knapper dran als am Mittwoch. Gleich bei mir um die Ecke findet eben die letzte Etappe des Cups statt, und zwar diejenige auf den Ulmizberg. Knapp dran, reicht es mir noch für eine kleine Aufwärmrunde. Dann geht es auch schon wieder los. Die Schnellsten secklen in einem irren Tempo die erste Steigung hoch. Ich habe mich etwas weiter hinten eingereiht. Diesen Weg nahm ich übrigens auch schon, einfach bergab. Heute fühle ich mich besser. Die konstante Steigung gibt mir ein Gefühl von Rhythmus. Zwar habe ich immer noch das Gefühl, dass meine Beine müde sind, aber das Gefühl eines Kaltstartes und Hektik wie am Mittwoch ist nicht da. Es bilden sich kleine Gruppen von 5-10 Läufern, die in ähnlichem Tempo unterwegs sind. Es gibt übrigens auch einen Verpflegungsposten und Zwischenzeiten, das ist hier also keine Amateursache, nur das es gesagt ist ;-) Kurz vor dem Ziel warten noch ein paar Treppenstufen, die mich ziemlich schnell in die Übersäuerung treiben und einen Schlusssprint verunmöglichen. Macht nichts. Für die 310 Höhenmeter verteilt auf 3,7Km benötige ich 20min55sec (Pace 05:39), lande damit auf Rang 56 von 139 Läufern. Die Siegerzeit liegt bei 16min. Gefühlt ging das einiges besser als am Mittwoch, resultatmässig unverändert.




Fazit: so schnörkellos die Organisation, so simpel die Strecken, so stark die Läufer. Ein Muss für jeden Berner, mal am Bärner Bärgloufcup einen Hoger ufechiichet z'si. Hani igluegt? Äuä scho chli. Resultat hin oder her, mir hat's gefallen. Super Sach!

spontani Fründeschnuer bim Oeschinesee

08.08.2019
Ein lockeres Täglein soll es werden. Eine Cervelat bräteln am Oeschinensee klingt doch gut, oder? Früh (für meine Verhältnisse) mache ich mich wieder mit Manu ab ins Oberland. Ferie mäuche. Den Touris nach sind wir wirklich noch früh dran. Hinauf zur Bergstation nehmen wir die Bahn und begeben uns hinab zum See. Auf der Suche nach einem geeigneten Picknickplätzli laufen wir Richtung Oberbärgli. Im Uhrzeigersinn zum See sozusagen. Zum und vom Hohtürli herrscht schon viel Betrieb.
Blick übere Oeschinesee vor Fründeschnuer us
erster Blick
Da entdeckt Manu beim Bach tatsächlich einen Steinbock. Nein zwei. Nein drei. Auf 1'700m.ü.M. stehen sie unscheinbar direkt am Wasser, des Sees wegen neigt man aber nicht Manu dazu, sie vom ca. 50m entfernten Wanderweg aus zu übersehen. Ein prächtiges Exemplar des Königs der Alpen schaut nach dem Rechten, die beiden anderen sind dem Gehörn nach deutlich jünger. Wieder ist uns das Glück hold. Hallo Steibock.
König der Alpen

Lass dich nicht stören, mein Lieber
Unweit davon beginne ich damit, das Gewicht unserer Rucksäcke in mich zu verlagern. Essen. Die Sonne scheint, ein herrlicher Blick auf den See und ein Nutellaschnittli, was wottme meh?! Beim Doldenhorn beobachten wir einen unüberseh- und vor allem unüberhörbaren Felssturz.
Päscu bim Pose am Oeschinesee
Wir folgen dann unserer Absicht, den See zu umwandern. Zunehmend festigt sich die Erkenntnis, dass dieses Vorhaben nur über die Fründenschnur möglich ist. Ein Pfad, der in die mehrere hundert Meter hinauf ragende Felswand hineingepflanzt wurde. Schauen wir mal, wie weiter wir kommen, sonst kehren wir um. Ich schnüre meine Schuhe neu, es sind meine Freizeitschüeli. Seriös he (aber das geht sehr gut, wie sich später rausstellt). Direkt beim Einstieg bietet sich ein grossartiges Bild über den See, wow! Die meisten sehen ihn nur von der direkt gegenüberliegenden Seite. Seilgesichert beginnt der Pfad. Mal schmaler, mal breiter, aber immer bestens unterhalten verläuft er direkt in bzw. an der Feldswand entlang. Ich komme gut zurecht, während Manus Gesichtsausdruck ein paar Sorgenfalten zu entnehmen sind. Wahrscheinlich macht sie sich sorgen um mich wegen meinem Schuhwerk.
Manndli bim Steimanndli

Nässe und ein hohes Seil machen diese Passage etwas schwieriger
Erstaunlicherweise macht mir die nähe zum Abgrund wenig bis nichts aus. Höhenangst habe ich generell keine, so meine ich, es ist mehr die Angst vor dem Fall. Da hier allerdings ein schönes Seelein der Feldwand zu Grunde liegt, ist mein Gehirn offenbar überlistet und reagiert deswegen kaum auf den teilweise sehr nahen Abgrund. Wir schreiten voran, begegnen noch ein paar Angeseilten und erreichen bald den harmlosen Wanderweg. Das war etwas Action. Imposant der Tiefblick, grossartig der Seeblick. Wer sich konzentriert und bei der Sache ist, der meistert den Pfad auf alle Fälle ohne Probleme. Auch die nasse Passage, wo der Abgrund doch ziemlich nahe ist und das Seil etwas hoch und locker hängt, machte mir wenig aus.
schmals aber super unterhautnigs Wägli

Blick zrügg



Nach einer Bachquerung folgt ein minimer Gegenanstieg. Kurz darauf pausieren wir nochmal. Dann machen wir uns auf den Weg hinab zum See, währenddessen einige Wanderer uns entgegenkommen, um zur Fründenhütte zu gelangen. Unten am See übernehmen wir ein Feuerchen, bräteln unsere Cervelat und schauen auf die eindrückliche Feldwand zurück. Achja, einen kurzen Töichler im See liegt selbstverständlich drin, ebenso ein nicht enden wollendes Versuchen, Steine über den See zu schiefern. Stonekipping nennt sich das heutzutage. Klappt gut. Für den Weltrekord von 88 Aufschlägen auf dem Wasser fehlt noch ein bisschen. Dann zotteln wir zurück nach Kandersteg. Ein wunderbarer Tag nimmt langsam ein Ende. Ich hätte also nicht gedacht, heut' noch die Fründenschnur abhaken zu können...
fasch z'Eduwiss überseh

super Abschluss

auf den Spuren des Bärs im Justistal - Bärenpfad aufs Niederhorn

06.08.2019
Erleben statt einfach Abhaken. Manchmal, ja manchmal neigt man dazu, lange Geplantes einfach zu machen und abzuhacken. Heute soll es eine Wanderung über den Bärenpfad sein. Dieser verläuft vom Justistal ziemlich direkt hinauf zum Niederhorn. Vieles darüber gehört, oft darüber nachgedacht, heute mit Manu machen.
Päscu ufem Bärepfad
Wir wissen um die Wetterprognose, die Gewitter auf 17 Uhr prognostizieren. Bei gutem Wetter starten wir eben in diesem Justistal, wo ich doch den einen oder anderen Tag als Kind verbrachte. Schaut man in die Wand hinauf, glaubt man kaum, dass hier ein Weg verläuft. Wir folgen einem Wanderpaar und finden den Einstieg, welchen ich das letzte Mal doch vergeblich suchte. Meine Wanderschuhe mag ich eigentlich, aber ich hätte lieber die leichten Trailschuhe an. Zuerst über Wurzeln kreuzen wir ein Geröllfeld, weiter oben kommen gelegentlich Steine runter. Es ist tüppig heute. Wir erfreuen uns dem Blick ins Tal, denn schnell sind Höhenmeter gewonnen und auch der Blick auf die falsche Seeseite zum Niesen passt uns gut.
Niesen in weiter Ferne

Geröll


Die ersten zwei Leitern sehen abenteuerlich aus. Steil hinauf, mehrheitlich machen sie mir einen vertrauenswürdigen Eindruck. Hätte ich Leitern besteigen wollen, wäre ich Chemifäger geworden. Aber einen Alternativweg sucht man hier vergebens, so nehme ich die Leitern gemütlich und sicher. Später folgen noch weitere. Ein kurzer Wegabschnitt, eher schmal für meine stogligen Beine, erfordert etwas Konzentration. Schon seltsam, wie es den einen Menschen plötzlich etwas ausmacht ein paar Meter gerade zu gehen, nur weil es auf der einen Seite abschüssig ist. Aber auch diese Passage ist eigentlich kein Problem. Wir schreiben uns in das überraschend weit unten platzierte Gipfelbuch ein und gehen weiter unseres Weges.
geit tip top


härzigi Cheibe

Jungtier
Oben angekommen, begrüssen uns Steingeissen und Steinböcke. Ich meine, schon einige Bilder gesehen zu haben, wie sie immer wieder genau um diese Steine, wo sie jetzt sind, ihrem Sättigungsinstinkt nachkommen. Die wunderbaren Tiere lassen es zu, dass man sich bis auf 2-3 Meter nähert. Ein richtig putziges Jungtier zeigt sich eher scheu. Wir pausieren eine Weile und erfreuen uns diesem Geschenk. Und ja, auch wir stillen unseren Hunger. Weiter zum Burgfeldstand und Gemmenalphorn treffen wir vereinzelt auf weitere Steingeissen. Ein paar wenige Berggänger sind auch noch unterwegs. Langsam ändert sich das Wetter, noch unkritisch. Wir entscheiden uns für den Rückweg über den Kühstand, an dem wir uns noch von Henry verabschieden. Ein spielfreudiger Hund, den wir auf dem Gemmenalphorn trafen (inkl. Herrchen und Frauchen natürlich). Ich halte zwar Ausschau nach der Abzweigung ins Tal, dennoch verpasse ich sie, weswegen wir den weiten Umweg über Seefeld/Oberberg nehmen.
chli pose

luegit vo Bärg und vo Tal

Steingeiss
Hier sehe ich erste dunkle Wolken hinter den sieben Hengsten. Ziemlich dunkle Wolken. Ich mahne zur Eile. Zügig marschieren wir weiter. Nun bläst der Wind das Tal hinauf, ich mahne erneut zur Eile. Nun bahnt sich eine Gewitterzelle auch von der Thuner Seite her an. Wir joggen. Innert zwei Minuten verdunkelt sich die Umgebung, als wäre es spät abends. Donner nähert sich. Wir zielen eine Hütte an, alternativ müssen wir ein paar Meter retour, aber das wäre ungünstig. Jetzt hat uns das Gewitter erreich. Noch ein paar hundert Meter nehmen wir mit wirklich grossen Schritten. Es blitzt. Ich schreite voran, entweder in den Wald oder zur Hütte, die jetzt in Sichtweite ist. Ich sprinte, währenddessen der Regen heftig einsetzt und auch der Wind kräftig bläst. Es regnet quer. Manu beobachtet noch den Fall einer Tanne, dann haben wir die Hütte erreicht. Das war knapp. Jetzt tobt das Gewitter sich völlig aus. Das Vordach ist klein, die Hütte geschlossen, so kraxeln wir in den Stall. Wir sind erstmals froh, hier drinnen zu sein. Draussen wütet der Sturm. Das war jetzt alles andere als lustig. Entgegen der Prognose bessert sich nach 30-40min das Wetter. Wir nehmen dieses Fenster und joggen ins Tal. Die umgefallene Tanne nehme ich beiläufig war, wir haben es eilig.

früsch markiert

ständigi Begleiter

chli weniger elegant aus d'Steiböck u d'Steigeisse
Unten im Hinterstberg setzen wir uns kurz hin. Der Hüttenbesitzer scheint ausgeflogen zu sein. Wir entscheiden uns, die rund 3km auf der Strasse jetzt in Angriff zu nehmen. Zuerst zügig marschierend, dann wieder leicht joggend, hält das Wetter. Erst kurz vor dem Auto kommt die nächste Regenfront inklusive Gewitter von Süden her. Wir sind froh, im Ibiza zu sein. Auf Ibiza wäre noch besser, aber egal. Die Strasse nach Sigriswil ist wegen Felssturz gesperrt. Auf dem Umweg über den Beatenberg ist die Feuerwehr bereits am Bäume und Steine räumen, die auf die Strasse gewütet wurden. Bei Beatenberg liegen drei Tannen quer über der Strasse. Offenbar hat sich das Wetter ziemlich ausgetobt. Hoppla.

Unterschlupf gefunden

z'Wätter besseret sich
Ein toller Pfad mit tierischer Begleitung nimmt ein jähes und dennoch friedliches Ende...



Gasterntal - Lötschenpass - Hockenhorn 3'293m.ü.M.

04.08.2019
Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo das Gasterntal daher. Nach dem gestrigen Run aufs Barrhorn 3'610m.ü.M. machte ich mich zögerlich auf den Weg nach Hause. Ich bemühte mich noch vergeblich um eine preiswerte Unterkunft im Wallis. Ein weiterer Prachtstag wie heute lasse ich mir dennoch nicht entgehen und so mache ich mich heute wieder auf in Richtung Wallis. Zumindest zur Kantonsgrenze. Ich bin wahrlich einer von Vielen, die heute nach Kandersteg wollen. Blausee und Oeschinensee werden hier von etlichen Mietwagen mit AI-Kennzeichen angefahren, ich nerve mich über die (zu) langsamen Autofahrer. Wir können natürlich alle statt 50 nur 30 fahren, ist gut für die Umwelt. Jedenfalls ist der halbe Tag bereits passé, da mache ich über die abenteuerliche Strasse von Kandersteg ins Gasterntal. Für den Strassenunterhalt wird eine Gebühr verlangt. Da das Kreuzen auf der schmalen Bergstrasse unmöglich ist, kann jeweils nur während 20min in die eine Richtung gefahren werden. Die in den Fels gehauene Strasse ist tatsächlich eindrücklich. Am Talende nach Selden parkiere ich meinen Schlitten auf etwas über 1'500m.ü.M.
König der Alpen
Mein Ziel ist der Lötschenpass. Mein üppig gefüllter Wasserbeutel muss noch etwas Gewicht verlieren, so weit soll es ja heute nicht gehen und oben ist schliesslich Nachfüllen in der Hütte möglich. Ich starte, ein paar lockere Meter flach, passiere die Brücke über die Kander und erreiche den Wanderweg. Steil und schier endlos sei er gemäss Berichten im sogenannten Internet. Bisher geht es also noch gut mit der Steilheit. Das Weglein ist gut unterhalten, immer schön im Zickzack hinauf bin ich froh um die Schicht Sonnencreme im Nacken. Trotz müder Beine könnte ich schneller, habe aber keine Ahnung wie der Weg bis nach oben verläuft. Gelegentlich überhole ich Wanderer, die gemäss Internetberichten um diese Jahreszeit scharenweise den Lötschenpass beschreiten. Davon merke ich wenig. Nach kurzer Zeit bin ich bereits vorbei an der Gfelalp 1'847m.ü.M., ab hier wird der Weg etwas steiniger. Der Blick zum Kanderfirn, die andere Talseite, gefällt mit gut. Der Wanderweg zum Gletscher bestens erkennbar.
eindrückliche Bergstrasse im Fels

Kandefirn
Gletscherwasser
Bald erreiche ich einen flachen Abschnitt, sozusagen ein Talboden, wo an dessen Ende das Gletscherwasser runterdonnert. Oder plätschert? Mir kommt kein geeignetes Wort dazwischen in den Sinn. Jedenfalls weiche ich kurz darauf vom Wanderweg ab, etliche Kühe blockieren ihn und machen es sich hier gemütlich. Ich spüre selbstverständlich die Müdigkeit in meinen Beinen, wer schnell wandert wäre jedenfalls gleich schnell als ich, vermutlich sogar schneller. Über etwas Geröll und zwei Rinnen ist bald die Höhe der Gletscherzunge erreicht. Hier verschaffe ich mir kurz ein Bild über den weiteren Wegverlauf. Vor mir sind ein paar Wanderer zu sehen, aber das interessiert mich wenig, denn es geht nun über den Gletscher. Oder über das, was vom Gletscher übrige geblieben ist. Stangen markieren den Weg bestens, eigentlich läuft man hier hauptsächlich über Geröll, gelegentlich lugt ein bisschen Eis hervor. Bäche bilden schöne Formen ins Eis. Bald erreiche ich die andere Seite der Moräne, werfe einen Blick zurück und erkenne die Spalten weiter oben. Hier pausiere ich kurz. Die fast senkrechte Wand des Balmhorns wirkt gewaltig, beeindruckend. Mit hohem Puls nehme ich die nächsten Meter über Felsplatten. Die folgenden Passagen sind mit Seilen gesichert, sind aber kein Problem. Zwei ausländische Wanderer zeigen mir aus weiter Ferne die beiden Steinböcke, aber ich hatte sie schon selbst gesehen. Die letzten Meter zur Lötschenpasshütte verlaufen flach, da mögen meine Beine noch besser. Nach 1h21 erreiche ich also den Lötschenpass auf 2'690m.ü.M. Einige Bergfreunde verweilen oben, weniger als erwartet. Hier liegt sogar noch etwas Altschnee. Ein Stück Kuchen, ein Wasser und ein Gespräch mit einer sympathischen Familie später überlege ich mir, was ich mit dem angebrochenen Nachmittag noch anfange. Es ist mir eigentlich zu früh, um umzukehren. Das Hockenhorn ist mit 2h Wanderzeit angegeben. Chum mir mache das ono.
Überreste des Gletschers

Lötschenpass

chli Schnee hets no

Balmhorn
Also trabe ich kurzum weiter über ein Schneefeld. Hier auf dem Lötschenpass spüre ich jedenfalls nichts vom Autozug, der direkt unter mir verläuft. Die Wegfindung ist eigentlich einfach, blau-weiss markierte Steine zeigen den Weg. Über ein paar Felsplatten verliere ich gelegentlich die Spur, doch verlaufen kann man sich hier kaum. Etliche Wege führen immer wieder zum Hauptweg. Hier dominieren die Farben Grau, Braun und Weiss. Die leichte Steigung ermöglicht mir noch zu joggen, trotz Müdigkeit und baldiges Erreichen der 3'000er Grenze. Das Hockenhorn zeigt sich mir, vermutlich geht es am Ende noch einmal richtig steil hinauf. Bis Punkt 3'120 kann ich joggen, dann fängt das richtig an. Bestens markiert bereitet mir die ideale Wegsuche über die grossen Steine und Felsen grosse Freude. Meine superdünnen On-Schuhe leiden sichtbar auf diesem schroffen Gelände. Ausgesetzte Stellen gibt es übrigens keine.
gäbiger Weg zum Hockenhorn

mir gefällt die Landschaft gut

Päscu über Stock u Stei. Hie meh Stei aus Stock.

Wegverlauf aufs Hockenhorn
Ich befinde mich nun auf den letzten paar hundert Metern. Kniehohe Tritte und gelegentlicher Handeinsatz bringt tolle Abwechslung. Skyrunning nennt man das, so glaube ich zu meinen. Die Felsblöcke kommen auf den Fotos wenig zur Geltung, eigentlich schade. Gerade als ich mich gedanklich verliere, erblicke ich das Gipfelkreuz. Nach 2h10 erreiche ich das Hockenhorn auf 3'293m.ü.M. Hier auf dem Hockengrat verläuft die Kantonsgrenze Bern-Wallis. Mir zeigt sich ein fantastisches Panorama, beginnend beim Tiefblick ins Gasterntal, über den Kanderfirn, das Aletschhorn, Matterhorn und sogar das Barrhorn erkenne ich. Jetzt muss ich mich dringend verpflegen, mein Magen wartet längst auf Nachschub. Ich geniesse die Einsamkeit hier oben, trage mich ins Gipfelbuch ein und geniesse die Aussicht. Phänomenal. So sehr ich mich über den spontanen Abstecher freue, so ärgere ich mich über das anfängliche Reduzieren meines Wasserbeutelinhalts. Mir geit z'Suufe us. Deswegen verweile ich nur kurz.
Bern und Wallis vereint

Päscu ufem Hockehorn
Den Abstieg über die Felsen nehme ich gemütlich. Hier zu eilen, in diesem Scheichenbrecher-Gelände, bringt wenig. Deswegen ist mein erster Kilometer bergab in etwa gleich langsam wie bergauf. Bald erreiche ich das leichte Geröll und jogge gemütlich runter. Zwei-drei Entgegenkommende machen sich scheinbar noch auf den Weg zum Hockenhorn oder erkunden die Gegend um die Hütte. Noch immer strahlt mir die Sonne entgegen, prächtig. Meine Hoffnung, noch ein paar Steinböcke zu sehen, wird dann erfüllt. Zwei prächtige Exemplare zeigen sich unweit vor mir. Ich halte und beobachte den König der Alpen nur zu gerne. Unweit steht noch ein dritter Steinbock, ach nein was sage ich, es sind 6, dann 7 dann 8. Sie kreuzen gerade den Wanderweg. Meine Anwesenheit scheint sie wenig zu stören. Für mich sind Steinböcke die wahren Skyrunner, so elegant und effizient wie sich sich in der Bergwelt bewegen. Ich folge ihnen ein paar Meter, dann zeigt sich mir eine ganze Kolonie mit 15 Prachtsexemplaren. Wow! Was für ein Glück ich doch habe. Ach schau dir die Fotos an. Sie strahlen solch eine Ruhe aus, sie wirkt irgendwie auch auf mich. Dann lasse ich diese wunderbaren Tiere in Ruhe, jogge weiter zur Hütte, fülle meinen Wasserbeutel auf und nehme den Rückweg in Angriff.




Steinböcke am Hockenhorn
Kurz vor dem Gletscher halte ich einen Schwatz mit einem Entgegenkommenden, der gemütlich unterwegs ist und noch nach einem Platz für sein Zelt schaut. Ihm sind keine Menschen mehr entgegen gekommen. Das mächtige Balmhorn nimmt mir auf dem Gletscher die Sonne, macht nichts, das tolle Licht macht die Atmosphäre sehr speziell. Ich beeile mich über den Gletscher. Wo beim Hinweg Kühe den Weg versperrten, sind es nun auf dem Rückweg Schafe. Ich kürze ab, gönne mir nochmals einen Fotostopp und nehme den letzten Abschnitt unter die Beine.
Run auf dem Gletscher


Blick zum Kanderfirn

letzter Eindruck
Nach 3h40 erreiche ich Selden. Absolut fantastische 18,5 Kilometer und gegen 1'900 Höhenmeter mit zahlreichen Eindrücken liegen hinter mir. Das abwechslungsreiche Gelände, von einfachen Wanderwegen über Geröll, den Gletscher, den kargen Hockengrat und das Blockgelände machten diesen Tag richtig kurzweilig. Ich freue mich wahnsinnig über die Begegnung mit dem Steinböcken, das war grandioses Timing. Solch imposante Exemplare habe ich noch nie gesehen. Im Gasterntal scheint noch die Sonne, deswegen gönne ich mir hier ein Teller Pasta. Während ich warte, gehe ich die Fotos des heutigen Tages durch und denke mir, diese spontane Route gehört zu meinen Favoriten. Fantastisch!