eine Krawatte um den Gantrisch

30.07.2019
Heute schaffe ich es nur kurz, denn meine Beine sind noch etwas schwer vom gestrigen Run in Chamonix. Zügig, aber nicht unvernünftig wie ein Zirpengigel fahre ich auf den Gurnigel. Wetter gut. Freude herrscht, weil Parkieren noch gratis ist bis am 1. August 2019. Deswegen schmeisse ich später eine Runde.
schläckt ke Geiss ewägg
Ich gebe zu, kurz die empfehlenswerte App Peak Finder zu benützen, um den richtigen Hoger zu wählen. Gantrisch… Gantrisch? Ah Gantrisch! Klar. Jetzt, wo die App mir alle Berggipfel benammst, kenne ich den Gantrisch selbstverständlich. Keine Frage. Gantrisch, what else. Ich starte beim Wasserscheidi (1’584m.ü.M.) und gehe davon aus, diese Anhöhe wurde dem Bruder von Slim Shady nach benannt. 2h15 sind zum Gantrisch signalisiert. Da ich es offenbar schaffte, die leere Sonnencreme einzupacken, chnüble ich es Cheerli an diesem Behältnis herum, bis ich sonnengeschützt loslege. Weniger lange dauert es dann, bis sich meine schweren Beine bemerkbar machen. Zuerst flach über Asphalt, dann über eine Naturstrasse und gefühlte dreinhundertzweiundneunzig Begrüssungen später biege ich bei Obernünene in den Wanderweg ein. Es Geissli will mit mir spielen (oder mich fressen), läuft mir nach und ist wirklich putzig. Ich gönne uns einen gemeinsamen Moment, muss unserer jungen Liebe dann schneller als erhofft wieder entfliehen. Vorbei am Einstieg zum Klettersteig erblicke ich die nächste Anhöhe, es handelt sich um den Leiterenpass auf 1’905m.ü.M. Bis dort vergehen 27 Minuten.
Tagesziel Gantrisch, einisch drum ume

ufem Grätli underwägs

auf dem Rückweg, Rückblick zu finalen Metern

Schlucken und kurz plaudern mit einer älteren Frau, dann gehe ich meines Weges. Halt, bergab wollte ich nicht. Ich kehre um, schaue nochmals die Schilder an und vergewissere mich von Entgegenkommenden, dass der «Grat», der gerade vielfach begangen wird, wirklich begehbar ist. Unkritisch sei er, so biege ich dann in dieses unsignalisierte Weglein ein. Das jättet dann den Puls auf 170, weil es steiler wird. Hier überhole ich die eine oder andere Wanderschaft. Auf der nächsten Anhöhe warte ich Gegenverkehr ab und kraxle anschliessend den Seilen entlang munter weiter. Was ich schon bemerkte, bewahrheitet sich nach 44 Minuten: ich stehe auf dem Gantrisch auf 2’175 Meter über Meer und sehe wegen Wolkenfetzen oder Nebel keinen Meter mehr. Weisser Adler auf weissem Grund. Schade.
we ke Witsicht, de haut ä Nahufnahm

no zwe Höhemeter witer obe ;)
Zeit für meinen Proviant und einen Tshirtwechsel. I bi haut ä Gmüetsmoore. Ich mache es mir am Boden gemütlich. Konkret liege ich auf meinem Finishergeschenk von Niesenlauf, ein Niesenbadetuch. Wegen den vielen Mücken und anderen Viechern fehlt die Gemütlichkeit. Ich verweile einen Moment, so gegen 40 Minuten, dann gebe ich mit dem Wetter auf und kraxle wieder runter. Es vergehen exakt 5 Minuten, als ich auf dem einfachen Grat zum Schibenspitz einen Blick zurückwerfe, um dann den Gantrisch beinahe wolkenlos zu erblicken. Schade zum Zweiten. Bis zum Morgetepass jogge ich gemütlich, eigentlich schon ein schöner Trail wird dank Kühen noch idyllischer. Beim Morgetepass ist ein kleiner Kiosk eingerichtet, der von einem Frölein bedient wird. Härzig gmacht.
jetzt wäre die Aussicht wieder top


...10 Minuten später wieder weniger

ladt eigentlich fürne Abchüelig i

Bis zum Gantrischsseli achte ich darauf, auf losen Steinen keinen Fehltritt zu machen. Beim Gantrischseeli selbst fehlt mir ein bisschen die Lust auf eine Abkühlung. Lieber hätte ich eine Cervelat mitgenommen, denn Glut wäre noch vorhanden. Ob die Glut auch Glutenfrei ist? So ohne Cervelat ist das auch Wurst. Bis zum Parkplatz ist es nicht mehr weit, so schliesse ich meine Runde um den Gantrisch in 1h31 ab. Richtig schöne 9,4 Kilometer und 680 Höhenmeter waren genau das Richtige für heute. Gedanklich festigst sich mir der Routenverlauf dieser kleinen Umrundung des Gantrischs als Form einer schlecht gebundenen Krawatte: gerade, dann eine enge Umrundung des Gantrischkopfes, um dann wieder gerade zum Startpunkt zurückzukehren. Als ich dann wie angekündigt in der Beiz eine Runde schmeisse (für mich alleine), stelle ich anhand der GPS-Daten fest, dass der Routenverlauf so ziemlich nüt aber o gar-ei-nüt mit der Form einer Krawatte zu tun hat ;-)