08.08.2019
Ein lockeres Täglein soll es werden. Eine Cervelat bräteln am Oeschinensee klingt doch gut, oder? Früh (für meine Verhältnisse) mache ich mich wieder mit Manu ab ins Oberland. Ferie mäuche. Den Touris nach sind wir wirklich noch früh dran. Hinauf zur Bergstation nehmen wir die Bahn und begeben uns hinab zum See. Auf der Suche nach einem geeigneten Picknickplätzli laufen wir Richtung Oberbärgli. Im Uhrzeigersinn zum See sozusagen. Zum und vom Hohtürli herrscht schon viel Betrieb.
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Blick übere Oeschinesee vor Fründeschnuer us |
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erster Blick |
Da entdeckt Manu beim Bach tatsächlich einen Steinbock. Nein zwei. Nein drei. Auf 1'700m.ü.M. stehen sie unscheinbar direkt am Wasser, des Sees wegen neigt man aber nicht Manu dazu, sie vom ca. 50m entfernten Wanderweg aus zu übersehen. Ein prächtiges Exemplar des Königs der Alpen schaut nach dem Rechten, die beiden anderen sind dem Gehörn nach deutlich jünger. Wieder ist uns das Glück hold. Hallo Steibock.
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König der Alpen |
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Lass dich nicht stören, mein Lieber |
Unweit davon beginne ich damit, das Gewicht unserer Rucksäcke in mich zu verlagern. Essen. Die Sonne scheint, ein herrlicher Blick auf den See und ein Nutellaschnittli, was wottme meh?! Beim Doldenhorn beobachten wir einen unüberseh- und vor allem unüberhörbaren Felssturz.
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Päscu bim Pose am Oeschinesee |
Wir folgen dann unserer Absicht, den See zu umwandern. Zunehmend festigt sich die Erkenntnis, dass dieses Vorhaben nur über die Fründenschnur möglich ist. Ein Pfad, der in die mehrere hundert Meter hinauf ragende Felswand hineingepflanzt wurde. Schauen wir mal, wie weiter wir kommen, sonst kehren wir um. Ich schnüre meine Schuhe neu, es sind meine Freizeitschüeli. Seriös he (aber das geht sehr gut, wie sich später rausstellt). Direkt beim Einstieg bietet sich ein grossartiges Bild über den See, wow! Die meisten sehen ihn nur von der direkt gegenüberliegenden Seite. Seilgesichert beginnt der Pfad. Mal schmaler, mal breiter, aber immer bestens unterhalten verläuft er direkt in bzw. an der Feldswand entlang. Ich komme gut zurecht, während Manus Gesichtsausdruck ein paar Sorgenfalten zu entnehmen sind. Wahrscheinlich macht sie sich sorgen um mich wegen meinem Schuhwerk.
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Manndli bim Steimanndli |
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Nässe und ein hohes Seil machen diese Passage etwas schwieriger |
Erstaunlicherweise macht mir die nähe zum Abgrund wenig bis nichts aus. Höhenangst habe ich generell keine, so meine ich, es ist mehr die Angst vor dem Fall. Da hier allerdings ein schönes Seelein der Feldwand zu Grunde liegt, ist mein Gehirn offenbar überlistet und reagiert deswegen kaum auf den teilweise sehr nahen Abgrund. Wir schreiten voran, begegnen noch ein paar Angeseilten und erreichen bald den harmlosen Wanderweg. Das war etwas Action. Imposant der Tiefblick, grossartig der Seeblick. Wer sich konzentriert und bei der Sache ist, der meistert den Pfad auf alle Fälle ohne Probleme. Auch die nasse Passage, wo der Abgrund doch ziemlich nahe ist und das Seil etwas hoch und locker hängt, machte mir wenig aus.
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schmals aber super unterhautnigs Wägli |
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Blick zrügg |
Nach einer Bachquerung folgt ein minimer Gegenanstieg. Kurz darauf pausieren wir nochmal. Dann machen wir uns auf den Weg hinab zum See, währenddessen einige Wanderer uns entgegenkommen, um zur Fründenhütte zu gelangen. Unten am See übernehmen wir ein Feuerchen, bräteln unsere Cervelat und schauen auf die eindrückliche Feldwand zurück. Achja, einen kurzen
Töichler im See liegt selbstverständlich drin, ebenso ein nicht enden wollendes Versuchen, Steine über den See zu schiefern. Stonekipping nennt sich das heutzutage. Klappt gut. Für den Weltrekord von 88 Aufschlägen auf dem Wasser fehlt noch ein bisschen. Dann zotteln wir zurück nach Kandersteg. Ein wunderbarer Tag nimmt langsam ein Ende. Ich hätte also nicht gedacht, heut' noch die Fründenschnur abhaken zu können...
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fasch z'Eduwiss überseh |
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super Abschluss |