25.08.2018
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13 Stärna, iischers Wappu -13 Stärna, rot und wiis.
13 Stärna het öi ds Wallis - wills öi miini Heimat isch.
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Natürlich ist der Matterhorn Ultraks mein absolutes Saisonhighlight. Es warten 49 Kilometer, gespickt mit drei Anstiegen und 3'600 Höhenmetern bergauf und bergab. Ein Aufstieg auf 3'100 Meter über Meer, die Aussicht auf Gletscher und 4000er, weite Trails fernab der Bergbahnen, und das immer in Angesicht vom Berg aller Berge: dem Matterhorn.
Ich freue mich wahnsinnig auf diesen Event. Ja ich gebe es zu, Zermatt hat es mir angetan, im Winter wie im Sommer. Also verbringe ich das ganze Wochenende dort, reise mit einem Tross an Helfern an und freue mich auf die Erlebnisse.
2017 hatte ich schon am Skyrun teilgenommen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich die 49Km schaffen würde. Bin ich doch eher mässig gut unterwegs, wenn es bergauf/bergab geht. Jedenfalls war ich mir nach dem Lauf im Unklaren, ob ich nochmals teilnehmen werde. Nicht wegen der Erlebnisse, sondern weil ich der Meinung bin, dieser Lauf setzt einiges an Training voraus. Denn es reichte 2017 knapp ins Ziel. Ich fasse eher lang als kurz zusammen: damals erhielt ich die Empfehlung, so zu starten, dass ich am Ende noch rennen könne. Ok mir war eh klar, passiv zu starten. Das tat ich auch. Ich meine nicht passiv im Vergleich zu den anderen Läufern, sie sind fast alle auf einem ganz anderen Niveau, nein von einem anderen Stern, nein von einem anderen Sonnensystem. Der Lauf gehört schliesslich zur Skyrunning World Series. Im ersten Anstieg auf den Gornergrat wollte ich überholen, da schoss mein Puls in die Höhe. Bis hinauf zum ersten Peak ging er auch nicht mehr runter. Fazit: mehr Energie verbraucht, als gewollt und oben gab es nur Wasser. Ich hätte mich über eine Banane sehr gefreut. Ja ich hatte sie nötig. Also ging es halt hungrig bergab, da überholten mich einige, die waren wie Gazellen unterwegs. Nach der ersten richtigen Verpflegung ging es weiter abwärts bis nach Furi. Hier hatte ich Mühe, und das vor dem zweiten richtigen Anstieg. Ich verlor Plätze, was fürs Gemüt weniger gut war. Oben auf dem Schwarzsee setze ich mich hin. 30km sind geschafft. Ich bin geschafft. Jetzt absitzen und ein Bier zischen, das wär's. Bergab hatte ich schon Mühe, beim kleinsten Anstieg musste ich laufen. Der Aufstieg in den Höhenweg machte mich fertig, geistig. Das war das Limit. Zum Hotel trifft konnte ich dann wieder Rennen und auch dort musste ich pausieren vor dem letzten Aufstieg. Wirklich sehr erleichtert war ich, als mir ein paar Italiener bestätigten, das der letzte Peak erreicht ist und es nur noch bergab gehe. Im Ziel kamen Emotionen hoch. Das war übel. Auch übel schön. Übel anstrengend. Noch am gleichen Abend konnte ich im Restaurant kaum sitzen, wollte lieber stehen. Wenn ich stand, wollte ich laufen, wenn ich lief, wollte ich liegen. Wenn ich lag, wollte ich sitzen usw. Laufzeit: 10h20min. Soviel zum 2017.
Ich wollte dieses Jahr einiges besser machen. Also fing ich mit dem Frühstück an: da ich abends spät im Migros war, hatte es weder Bananen, noch Brot, noch sonst was nach meinem Gusto. Zum Frühstück gab es dann im Hotel trotzdem Jogurt, drei Nutellaschnittli und vor dem Start ein kleines Snickers. Dann startete ich sehr passiv, so passiv, dass ich zeitweise hinter mir keine Läufer mehr sah. Ich musste mich ständig daran erinnern, Energie zu sparen, nur so hatte ich Geduld hinterherzulaufen. Bei Sunnegga ass ich schon mal etwas Banane und ein Minisnickers. Diesen Posten hatte ich im Vorjahr ausgelassen. Soweit so gut.
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lockeres Tempo kurz vor Sunnegga |
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Sunnegga, erster Verpflegungsposten und ja, es kommen noch etliche Läufer nach mir |
Nun ging es zuerst kurz abwärts und dann in Richtung Gornergrat. Ich kenne den Weg, auch vom Skifahren. Hier könnte ich jeden Tag trainieren. Teilweise ist es steil. In der Passage, wo ich letztes Jahr den Puls in die Höhe trieb, lief ich gemütlich vorbei. Kurz vor dem Gornergrat zeigte sich das Matterhorn. Wow.
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mythische Wetterlage |
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Aufstieg zum Gornergrat |
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erstmals lässt sich das Matterhorn blicken. Es chunnt guet! |
Oben auf dem höchsten Punkt sieht man das Monterosa-Massiv und die Gletscher. Ich war hier schon oft. Dann schaue ich auf die Uhr, und bin 5min früher dran als 2017, das passt. Meine Helfer sind da, das freut mich. Kurz ein Minisnickers und ein Linzertörtli verputzen, dann geht's bergab zum Riffelberg und Riffelalp.
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Gornergletscher |
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Zeitmessung Gornergrat, ab hier geht es eine Weile lang abwärts |
Riffelberg: Hier musste ich am Gornergrat Marathon leiden, ja weil es eben bergauf ging. Unten auf der Riffelalp spielt eine Guggenmusik und die Wege der verschiedenen Laufstrecken kommen zusammen. Es geht fast flach, teilweise leicht aufwärts, hier hatte ich letztes Jahr schon Mühe. Dann folgt ein technischer Teil, es hat Stau. Die Ungeduldigen versuchen zu überholen, ohne sich die Fussgelenke kaputt zu machen. Schwierig. Bei Furi geht es mir viel besser als im Vorjahr. Ich halte nochmals kurz, verpflege mich.
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der Aufstieg zum Schwarzsee zieht sich |
Der Aufstieg geht dann richtig gut. Zwar trödeln einige vor mir, es sind aber Teilnehmer der Kurzdistanzen, sie sind in einem Tempo unterwegs, bei dem sie gut miteinander plaudern können. Ich überhole ohne mich voll zu verausgaben. Noch hat mich keiner überholt. Okay, ich vergass zu erwähnen, das ich bei Sunnegga wirklich nicht Letzter war ;) Der letzte Teil zum Schwarzsee hat es in sich. Hier möchte ich mal mit frischen Beinen hoch. Oben sind wieder meine Helfer, füllen meine Beutel auf, ermutigen und motivieren mich. Toll! Ich schlage bei Schokolade und Biscuits zu.
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kurzes Verschnaufen auf dem Schwarzsee, Km 30 |
In Richtung Stafelalp geht es sehr gut, ohne dass ich eile. Bis zum Aufstieg zum Höhenweg hole ich Läufer ein. Dann kommt der Teil, den ich am wenigsten mag. Der Aufstieg zieht sich, meine Pace ist mies. Ich habe etwas Hunger. Ein Streckenposten sagt mir, gleich gehe es bergab. Das zieht sich aber sehr. Vielleicht liegt es an der Sicht, ich sehe teilweise keine zehn Meter. Ich verliere wieder Plätze. Als es dann endlich flach wird, geht es wieder flott vorwärts. Bergab sowieso. Ich kann davonziehen, hole sogar Läufer ein, die lange nicht in Sichtweite waren. Hinab zum Hotel Trifft gebe ich dann Gas, mir gefällt der Weg. Ich verpflege mich wieder, ziehe meine langen Hosen und langes Oberteil aus für ein gutes Finisherbild. Ich habe fast eine Stunde Vorsprung auf meine 2017er Zeit. Und ich fühle mich viel besser. Es ist der letzte Verpflegungsposten und die Helfer dort müssen lauthals lachen, als ich ihnen vorschlug, das nächste Jahr hier Raclette zu servieren.
Nun geht es nochmals kurz bergauf. Ich kann teilweise rennen. Dann bietet sich mir ein wunderbarer Blick hinunter auf Zermatt, zwischen den Lawinenschutzverbauungen hindurch hat man eine Aussicht auf das Dorf, wie man es selten sieht.
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ab hier geht es nur noch bergab |
Ich liebäugle damit, unter 9 Stunden anzukommen. Dafür müsste ich im letzten Teil ca. 30 Minuten aufholen. Ich habe noch Energie, beschleunige aus den Kurven, es fühlt sich grossartig an, wenn man im Vergleich zu anderen noch Reserven hat. Fast unten angelangt weiss ich schon, es wird unter 9h reichen. Ich kann es kaum glauben, so viel schneller zu sein und mich trotzdem so viel besser zu fühlen. Die letzten Meter sind dann wiederum emotional. Ein Glücksgefühl schiesst durch mich hindurch, es sucht Seinesgleichen. Ich finishe mit 8h55min, Rang 280 von 535.
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Freude herrscht |
Im Ziel erwarten mich meine Helfer. Sie mussten sich schon ein bisschen beeilen von Posten zu Posten, was mich freut. Ich bin dankbar, sind sie alle da und teilen dieses Erlebnis mit mir. Ein grosses MERCI dafür! Ich bin sehr zufrieden, nicht nur mit der Zeit, sondern dass alles so gut geklappt hat, dass meine hohen Erwartungen an diesen phänomenalen Lauf erfüllt wurden. Zermatt, ich komme wieder, keine Frage.
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merci für die tolle Überraschung und die Glückwünsche! |
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Blick von Parullarve am Tag dannach |
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Streckenprofil |