superbes Faulhorn

22.09.2018
dafür musst du nur raus gehen. Es kostet nichts und gibt so viel.



Mal wieder bin ich unschlüssig, denn ich habe schlichtweg zu viele Routen im Kopf und dennoch nichts konkretes. So starte ich erst um 11:45 Uhr in Wilderswil. Wohin es geht? Zum Faulhorn. Höchstwahrscheinlich. Auf den Wanderwegapps habe ich verschiedene Wege gesehen und wo möglich passe ich mein Ziel meinem Befinden an. Aber das Faulhorn, immerhin auf 2'680m.ü.M. gelegen, klingt doch richtig gut.

In Wilderswil geht es gleich bergaufwärts in den Wald, die Steigung ist konstant. Ein netter Waldweg, auf dem ich einzig zwei Wanderern begegne. Ich starte eher gemütlich, habe ich doch noch einen ziemlichen Weg vor mir. Der obere Teil verläuft zickzack, drei oder vier Mal sieht der Weg absolut identisch aus. Mir gefällt es. Dann kreuze ich die Geleise der Bahn auf die Schynige Platte. Da war ich, so glaube ich, als Kind mal oben. Lange ist es her. Das Ende des Waldes naht und ich halte kurz. Etwas enttäuscht bin ich, als mir das GPS sagt, dass ich bis zur Schynigen Platte einiges mehr vor mir habe, als ich erwartete. Dafür entschädigt der Blick auf den Brienzer- und Thunersee. Die Weitsicht ist sehr gut. WWW: Wasser lassen, ein Wow für die Aussicht und weiter geht's.
Waldweg von Wilderswil auf die Schynige Platte

Hallo Brienzersee, hallo Augstmatthorn

Blick auf Thunersee, Niesen, Stockhorn und Niederhorn



Etwas später nerve ich mich, von hinten kommt ein Trailrunner, der mich überholt. Zwar ist er nur wenig schneller, dafür konstant und ich muss ihn passieren lassen. Ich erreiche nach 1h38 die Schnyige Platte, halte da für ein paar Fotos, trinke was und studiere den weiteren Wegverlauf. Ich würde die vielen Touris hierhin schicken, das Panorama übertrumpf ja fast dasjenige der kleinen Scheidegg! Ich ahne schon, der nächste Abschnitt wird richtig toll, den der Wegverlauf ist von weitem zu sehen und äusserst vielversprechend dem Loucherhorn entlang. Die Kontur dieses Bergs ist toll. In einer Kuhherde geht so ein Vieh auf mich los, obwohl ich ruhig, langsam und dieses Mal ohne leuchtfarbene Bekleidung daran vorbei gehe. Ich weiche aus, sie lässt mich. Phu. Auf einem kleinen Übergang halte ich noch an, rechts bietet sich mir Seeblick vom Feinsten, links zeigt sich nebst dem Dreigestirn Eiger-Mönch-Jungfrau auch das Wetter- und Schreckhorn, die Grindelwaldgletscher und Vieles mehr.
ohne Worte

man kann sich hier einfach nicht satt sehen...

Blick zurück auf die Schnyige Platte

Blick auf den weiteren Wegverlauf. Die Vorfreude ist gigantisch



Immer wieder überhole ich kleinere Wandergruppen, die haben alle einen wirklich tollen Tag ausgewählt. Nun geht es einen enorm schönen Weg hinauf, rechts verläuft eine Felswand, die Sägissa, links eine sehr schöne Ebene, die wahrscheinlich von einem früheren Gletscher geprägt ist. Ein absolutes Highlight, so finde ich. Es geht noch ein Stück, dann bietet sich mir endlich der Blick aufs Faulhorn. Noch ist es weit weg, ziemlich weit, immerhin sind es nicht mehr allzu viele Höhenmeter. Der Weg ändert die Richtung, ich sehe schon die Mändelenhütte auf 2'344m.ü.M. Dort halte ich kurz an, die Verschnaufpause habe ich nötig. 1h20 bis zum Faulhorn sagt mir der Wegweiser. Die anschliessende Treppe nehme ich zügig, oben bin ich aber sogleich ziemlich erschöpft. Von hier aus geht es über ein Plateau. Vielleicht ist es keines, ich würde es aber Plateau nennen. Auch dieser Weg gefällt mir seeehr gut. Ich pausiere regelmässig kurz, verschnaufe, mache Fotos, schaue mir die Gegend und die Aussicht an. So langsam sind meine Beine leer, ich bin bei Kilometer 17 und muss den letzten Kilometer marschieren. Es geht noch ein Stück bis zum letzten Anstieg, dann haben die letzten Meter zum Faulhorn begonnen.

bei solchen Höhen und Weiten fühlt man sich klein



Blick auf das Ziel, es geht noch ein ziemliches Stück

Trailrunning at it's best.

Einsamkeit pur.


hier fühle ich mich wohl. Wie es wohl im Winter aussieht?

das Plateau gefällt mir ebenso gut wie die grossartige Weitsicht





der finale Anstieg auf das Faulhorn verläuft links dem Grat entlang


Nach 3h12 bin ich auf dem Faulhorn angelangt, es ist sehr windig hier, das Wetter wird schlechter. Ich friere, meine Kleider sind alle durchgeschwitzt. Im Restaurant verweile ich nur kurz, bestelle Wasser, Ragusa, Wasser, Ragusa und noch ein Wasser. Dann mache ich mich auf den Rückweg, ich muss mich beeilen, will ich doch Abend noch Eishockey schauen gehen. Ich renne los in Richtung Bussalp, drehe mich um für einen Blick zurück. Dann folgt ein etwas mühsamer Weg mit vielen Steinen und Löchern, die richtig zum Stolpern oder zu Mistritten einladen. Für das letzte Teilstück zur Bussalp nehme ich die asphaltierte Strasse. Ab Bussalp geht der Weg über eine Kuhweide hinein in den Wald. Es wird steiler. Hatte ich vorhin hier noch einen Trailrunner hochkommen sehen, kann ich mir jetzt kaum vorstellen, dass da einer hochrennt. Hier liegt viel Totholz, der Wald wurde von einem Sturm verwüstet. Dafür wurde der Wanderweg bestens präpariert, etliche Treppenstufen wurden wohl erst auf dieses Jahr hin neu hergerichtet. Mein GPS zeigt für den vergangenen Kilometer ganze 450 Meter abwärts an... ui. Vorbei an vielen Pilzen verlaufen die letzten Meter über eine landwirtschaftliche Strasse. Huss. Da ich in Burglauenen just den Zug verpasse, renne ich noch ein Stück bis Lütschental.
Faulhorn 2'680m.ü.M.

das schlechter werdende Wetter trübt die Freude kaum

letzter Blick zurück, jetzt geht es nur noch abwärts

das Faulhorn von der Bussalp aus gesehen

teilweise sehr technischer Abstieg nach Burglauenen


Absolute Höchstnoten verdient diese Route über die Schynige Platte zum Faulhorn. Selten gefiel mit ein Weg so gut wie dieser, das verdient ein paar zusätzliche Fotos. Insgesamt war ich 4h30 für diese prächtigen 29 Kilometer und ermüdenden 2'164 Höhenmeter unterwegs. Hola Muskelkater.


im Kriechgang über den Glacier3000


04.08.2018
kurz vor dem Start. Die Stimmung euphorisch, die Wetterlage top!




Ich habe gut trainiert. Meinte ich. Es sind nur 26,2 Kilometer. Meinte ich. Bergauf wird es sicher gut gehen. Meinte ich. Der Glacier3000-Run kam dann eben anders, als ich meinte.


Dieses Mal verzichtete ich auf die unnötige Hektik. War ich doch letztes Jahr sauspät aus dem Haus gegangen, um dann erst in Kandergrund zu bemerken, dass ich ins falsche Tal fuhr. In der Routine wollte ich damals ins Wallis, musste aber eigentlich nach Gstaad. Toll. Dann hatte ich noch 8min vom Parkplatz bis zum Startschuss. Eigentlich geil, denn gemäss Navi (ja, zur Sicherheit fuhr ich den Rest mit Navi) wäre ich erst 10min nach dem Start in Gstaad angekommen. Also schlüpfte ich direkt in die Trailschuhe ohne neuen Knoten. 3min vor dem Start hatte ich meine Startnummer. Radikales Aufwärmen. So also startete ich die Marathondistanz zum damaligen Jubiläum des Laufs.


Ich bin jetzt ein Jahr schlauer und besser vorbereitet. Morgens herrschen über 20 Grad in Gstaad, es wird heiss. Ich starte also gemütlich, der Weg führt zuerst aus dem Dorf hinaus über Strassen und an verhältnismässig vielen Zuschauern vorbei. Im Schatten ist es temperaturmässig sehr angenehm, genauso am Bach entlang. Es geht in eine kleine Steigung im Wald, da sind vor mir zwei Läufer, die ich noch vom letzten Jahr kenne. Sie trugen damals Finishershirts vom Jungfrau Marathon, liefen und plauderten zusammen, entmutigten mich später heftig im ersten Teil der Steigung und zogen davon, bis ich sie überraschend im Mittelabschnitt wieder überholen konnte. An denen kann ich mich wieder orientieren, mente ich. Also überholte ich die beiden, denn ich war ja letztes Jahr schon schneller als die und dieses Jahr noch besser trainiert. Zudem sind es nur 26 statt 42 Kilometer. Die Steigung war kurz, der Waldabschnitt macht deutlich mehr Spass als die Kilometer auf der Strasse. Es folgt noch ein Abschnitt über Wiesen und schon bald nähere ich mich Reusch.


In Reusch (15,6Km) wartete meine Mutti, ich plauderte kurz mit ihr und verpflegte mich vor der Steigung. Fühlte mich gut. Ich hatte mir vorgestellt, wie ich dieses Jahr ohne einzubrechen hochkomme, geschätzte Endzeit 3h30-3h45. Es nervt halt, wenn man schon mit sich selbst kämpft und dabei noch von anderen überholt wird. Also ich versuchte beim Start der Steigung zu rennen, ich will ja überholen. Das funktionierte vorerst. Dann überholten mich einige Läufer und Läuferinnen, die waren meistens in der Staffel unterwegs und somit frisch. Ich verlor weiter Plätze, ich musste bald marschieren und mein Marschiergang ist halt langsamer als derjenige von andern. Im Aufstieg zur Oldenegg brach ich letztes Mal übel ein und dieses Mal ging es zwar wesentlich besser, aber ich war schlichtweg zu langsam. Adiós Zuversicht.
schöner Verlauf entlang der Skipiste




Angekommen auf der Oldenegg freute ich mich auf Verpflegung. Hoffte ich irgendwie auf den gleichen Boost wie letztes Jahr, also ich fast aufgeben musste und dann wie angeschossen plötzlich zu Energie und Motivation kam, aufdrehte und mich wirklich gut fühlte. Der erhoffte Boost bliebt aber aus. Ich hatte Mühe, wenig Kraft, musste zwei-drei Mal pausieren. Es geht hier der Skipiste einer Felswand entlang, das gefällt mir eigentlich sehr gut. Ich schleppe mich frustriert zur Cabane. Die beiden eingangs erwähnten Läuferkollegen waren längst an mir vorbeimarschiert. Mist. Nochmals ein kurzer Verpflegungsstopp und viel Hoffnung, nun wieder aufzudrehen.
müssiger Aufstieg zur Cabane. Ich dachte, dieses Jahr geht es wieder so flott...





Blick von der Cabane auf den letzten Streckenabschnitt. Jetzt geht's ans Eingemachte.
so steil der Aufstieg ist, er macht trotzdem Spass. Auf meinem Rückweg mühen sich etliche Läufer erst noch hoch.


Der letzte Teil hat es in sich. Es geht zuerst über Geröll sehr steil hinauf, einige
haben grosse Mühe, sie pausieren. Es geht bei mir so lala. Geistig habe ich mit dem Lauf schon abgeschlossen, hatte ich mich doch so gefreut, ging es nun viel weniger gut als erwartet. Dann weiter oben geht es über felsiges Gelände, das vermutlich durch den Gletscher geschliffen wurde. Diesen Teil hatte ich weniger anstrengend in Erinnerung. Dann naht er langsam, der Gletscher, darauf freue ich mich schon lange. Ein paar Marschminuten später betrete ich Schneematsch statt Eis. Ein bisschen geil. Rennen mag ich kaum noch, mein Fuss versinkt im Schnee, es sieht irgendwie anders aus. Die Temperatur setzt dem Gletscher zu, denn er sieht schlecht aus, irgendwie trostlos. Ein paar Touris werfen sich Schneebälle zu, bestaunen das Gelände. Im Winter und schneebedeckt macht der Gletscher optisch sicher einen viel schöneren Eindruck. Die Gletscherpassage ist dann viel zu schnell vorbei und es geht nochmals über einen Weg hinauf zu den letzten Treppen ins Ziel. Die Zuschauer warten, man hört den Speaker aus der Distanz. Ich bin froh, dass der Lauf zu Ende ist.



nach der steileren Passage verläuft der Weg dem Gletscher entlang.
Schlecht sieht er aus... Leider

einmaliges Lauferlebnis auf dem Eis!





Das war viel härter als erwartet. Es hat sich nicht nur viel langsamer angefühlt, sondern mit 4h06 war ich wirklich mässig schnell unterwegs. Schade. Dennoch empfehle ich diesen Lauf jedem Lauf- und Bergfreund. Vom Start im Dorf bis zum Ziel auf fast 3'000m.ü.M. bietet er viel Abwechslung, der Weg über den Gletscher ist sicherlich eine Seltenheit und wer weiss, wie lang das noch möglich ist...
phu... bin froh, endlich im Ziel zu sein.





d'Blüemlisalp ire Summernacht

26.07.2018
Passübergang Hohtürli


Ich war mal wieder spät dran, meiner Unentschlossenheit geschuldet. Ich prüfte nochmal das Wetter und dann konnte ich endlich starten. 11:25 Uhr, ich rannte am unteren Ende des Tschingelsees los mit der Blüemlisalphütte als Ziel. Naja, See ist das eigentlich keiner mehr aber egal, man hat ihn schnell passiert. Ich hätte auch mit dem Auto auf die Griesalp fahren können. Ich kenne die Steigung vom Blüemlisalplauf und ich wollte sie eben mal mit frischen Beinen machen. Und das geht tatsächlich einfacher.

Auf der Griesalp folgte ich dem Beschilderung. Ich hatte sie schon mal fotografiert als Mahnmal auf meinem Smartphone, damit ich es in diesem Sommer dann wirklich mal dorthin schaffen würde. Nach der Griesalp verläuft der Weg einer kleinen Strasse entlang und mündet dann in einen Wanderweg, durch den Wald, vorbei an einem Restaurant und nochmals über eine Strasse. Dann ist aber auch fertig Strasse. Alles in einer moderaten Steigung. Ich lasse mich halt mal wieder überraschen und studierte das Höhenprofil nur grob, das reichte mir.
Blick von der Bundalp hoch zur Blüemlisalphütte


ab hier geht's steiler bergauf über Moränenartiges Gelände


Wo und wie genau der Weg verlaufen würde, wusste ich nicht. Ich konnte nur ahnen, dass es steiler werden würde. Und das wurde es. Von der Beschaffenheit glich der Anstieg dann der Moräne beim Eigergletscher. Ich musste wenn möglich immer etwas zickzack laufen, damit ich das Tempo halten konnte, um den Marschiergang zu vermeiden. Dann wurde es steiniger, ich überholte Wanderer. Die waren wohl erstaunt über meinen Trab, aber eben, manchmal wäre Marschieren noch schneller. Neben steilen Felsen entlang erreichte ich bald die Treppe, die ich von Bildern kannte. Ein paar Wanderer liessen mich passieren. Ich nahm die ersten Tritte mühelos. Später hielt ich mich an einem Seil fest, ging es doch neben der Treppe schon ein schönes Stück runter. Nichts Wildes, aber runterfallen möchte ich trotzdem nicht. Irgendwann musste ich dann auf Marschieren umstellen. Die Kraft ging mir aus, die Tritte waren zu hoch, das Seil zu weit weg, die Beine brannten. Kurze Verschnaufpause durch Marschieren. Dann erreichte ich auch schon eine Rastbank. Sie war besetzt, doch das machte nichts, ich ging wieder im Trab weiterhinauf im Wissen, dass ich bald oben sein würde.




Am Treppenende musste ich beissen. Jetzt waren es noch ein paar Meter bis zur Hütte, die ich auch noch schaffte. Oben angekommen stoppte ich meine Uhr, in kurzen Hosen dastehend und keuchend, versteht sich. Ein paar Restaurantgäste schauten komisch rüber.
die letzten Höhenmeter bis zur Belohnung


Ich gönnte mir ein Sandwich, was wirklich gut war. Dann telefonierte ich kurz und beendete einen Satz mit den Worten «bin bald unten». Nach dem Telefonat fragte mich ein Wanderer, wie lange ich denn gebraucht hatte und wo ich gestartet bin. Ich antwortete knapp und grinste: Unterhalb Tschingelsee, 125 Minuten.
kurzer Gletscherspaziergang


Nach einem kurzen Abstecher zum Gletscher machte ich mich auf den Rückweg. Mir wurde klar, die Leute da oben machen das als Tageswanderung, und die meisten werden wohl oben übernachten. Bergabrennen mag ich nicht, daher musste ich nicht eilen. Beim Hohtürli machte ich noch Fotos. Ein toller Ort ist das hier. Ich habe schon von beiden Tälern aus die Blüemlisalphütte aus der Ferne bestaunt, ja sie thront wahrlich da oben, ein richtiger Passübergang. In 66 Minuten war ich wieder beim Auto unten am Ende des Tschingelsees. Am Abend reichte es noch gut für einen Aareschwumm. Schweiss abwaschen und so.


Das ging aber zügig. Vielleicht starte ich mal in Reichenbach, das gibt richtig Kilometer. Eine tolle Tour, die ich nur empfehlen kann.


D'Blüemlisalp i ihrer Summerpracht, nach däm i ha ä Trailrun gmacht. Da hani gsoffe vorder Hütte duss, ä Pegu ghout füre Rückwäg z'Fuess.


Sightseeing in London

07.08.2018
Da war ich also für ein verlängertes Wochenende, mitten in London. Wetter top, wie immer, wenn ich da bin. Shopping, Fussball und Bier, das hatte ich schon hinter mir. Und in London gab es so Vieles, was ich schon zuvor gesehen hatte. Also holte ich tatsächlich meine Laufschuhe aus dem Koffer. Ich hatte sie mitgenommen, falls mich die Langeweile einholen würde ;-)


Direkt vor dem Hotel rannte ich los. Es war morgens schon warm. Das Thermometer erreichte im Verlauf des Tages über 30 Grad. Regenschirm brauchte ich also keinen, wäre eh unpraktisch fürs Laufen.


Ich absolvierte 12km in netto 58min. Entlang der Themse hielt es sich mit Touris in Grenzen, einzig bei einem Pier musste ich einer Schiffsladung Asiaten ausweichen. Der Weg führt ein- zwei Mal kurz weg von der Themse durch kleine Zwischengassen, die mächtig nach Urin, Abfall und Abluft miefen. Ansonsten muss ich sagen, hat das richtig Spass gemacht. Sightseeing mal anders. Und ich denke mir, je nach Verkehrslage ist das die schnellste Art der Fortbewegung dort. Thumbs up!






house of parliament

house of parliament


London eye

millenium bridge & tate modern gallery

the shard

tower bridge

part of tower of London






1'000 Höhenmeter in Bern

14.08.2018
Vielleicht vermisse ich die Berge. Vielleicht bin ich auch nur faul. Aber ich brauche Höhenmeter. Also tu' ich, was ein Mann tun muss: ich renne vier mal nacheinander auf den Gurten. Jaaa ich weiss, Ueli Steck rannte jeweils drei mal nacheinander auf den Niesen. Ich bin nicht Ueli, niemand ist es. RIP.


Dieser Post wird relativ kurz: Ich absolvierte also 1'000 Höhenmeter direkt vor der Haustüre. Da ich von zuhause hergerannt bin, sind es total 17 Kilometer. Ich wählte ein Tempo, das ich für jeden Durchgang halten konnte. So hatte ich ca. 14min pro Aufstieg. Bergab ging es dann eher gemütlich. Beim dritten Mal hatte ich Sorge, da sich oben beim Wenden ein Krampf ankündigte, der hielt sich aber still.


Nebst ein paar fragenden Passanten traf ich auch eine Joggerin an, die bei der Mittelstation Bergaufsprints trainierte. Und hochjoggte. Und runter. Chapeau. Das geht sicherlich in die Beine.


Apropos Beine: Ich habe dieses Jahr verschiedene Läufe und Laufstrecken absolviert, aber nach keinem hatte ich einen Muskelkater wie nach dem vierfachen Gurten. Ob es Sinn macht oder nicht, lasse ich mal so stehen. Spass hatte ich jedenfalls. Und Garmin dankt es mir mit einer schönen Grafik:






Saisonhighlight Matterhorn Ultraks

25.08.2018
13 Stärna, iischers Wappu -13 Stärna, rot und wiis.
13 Stärna het öi ds Wallis - wills öi miini Heimat isch.




Natürlich ist der Matterhorn Ultraks mein absolutes Saisonhighlight. Es warten 49 Kilometer, gespickt mit drei Anstiegen und 3'600 Höhenmetern bergauf und bergab. Ein Aufstieg auf 3'100 Meter über Meer, die Aussicht auf Gletscher und 4000er, weite Trails fernab der Bergbahnen, und das immer in Angesicht vom Berg aller Berge: dem Matterhorn.


Ich freue mich wahnsinnig auf diesen Event. Ja ich gebe es zu, Zermatt hat es mir angetan, im Winter wie im Sommer. Also verbringe ich das ganze Wochenende dort, reise mit einem Tross an Helfern an und freue mich auf die Erlebnisse.

2017 hatte ich schon am Skyrun teilgenommen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich die 49Km schaffen würde. Bin ich doch eher mässig gut unterwegs, wenn es bergauf/bergab geht. Jedenfalls war ich mir nach dem Lauf im Unklaren, ob ich nochmals teilnehmen werde. Nicht wegen der Erlebnisse, sondern weil ich der Meinung bin, dieser Lauf setzt einiges an Training voraus. Denn es reichte 2017 knapp ins Ziel. Ich fasse eher lang als kurz zusammen: damals erhielt ich die Empfehlung, so zu starten, dass ich am Ende noch rennen könne. Ok mir war eh klar, passiv zu starten. Das tat ich auch. Ich meine nicht passiv im Vergleich zu den anderen Läufern, sie sind fast alle auf einem ganz anderen Niveau, nein von einem anderen Stern, nein von einem anderen Sonnensystem. Der Lauf gehört schliesslich zur Skyrunning World Series. Im ersten Anstieg auf den Gornergrat wollte ich überholen, da schoss mein Puls in die Höhe. Bis hinauf zum ersten Peak ging er auch nicht mehr runter. Fazit: mehr Energie verbraucht, als gewollt und oben gab es nur Wasser. Ich hätte mich über eine Banane sehr gefreut. Ja ich hatte sie nötig. Also ging es halt hungrig bergab, da überholten mich einige, die waren wie Gazellen unterwegs. Nach der ersten richtigen Verpflegung ging es weiter abwärts bis nach Furi. Hier hatte ich Mühe, und das vor dem zweiten richtigen Anstieg. Ich verlor Plätze, was fürs Gemüt weniger gut war. Oben auf dem Schwarzsee setze ich mich hin. 30km sind geschafft. Ich bin geschafft. Jetzt absitzen und ein Bier zischen, das wär's. Bergab hatte ich schon Mühe, beim kleinsten Anstieg musste ich laufen. Der Aufstieg in den Höhenweg machte mich fertig, geistig. Das war das Limit. Zum Hotel trifft konnte ich dann wieder Rennen und auch dort musste ich pausieren vor dem letzten Aufstieg. Wirklich sehr erleichtert war ich, als mir ein paar Italiener bestätigten, das der letzte Peak erreicht ist und es nur noch bergab gehe. Im Ziel kamen Emotionen hoch. Das war übel. Auch übel schön. Übel anstrengend. Noch am gleichen Abend konnte ich im Restaurant kaum sitzen, wollte lieber stehen. Wenn ich stand, wollte ich laufen, wenn ich lief, wollte ich liegen. Wenn ich lag, wollte ich sitzen usw. Laufzeit: 10h20min. Soviel zum 2017.


Ich wollte dieses Jahr einiges besser machen. Also fing ich mit dem Frühstück an: da ich abends spät im Migros war, hatte es weder Bananen, noch Brot, noch sonst was nach meinem Gusto. Zum Frühstück gab es dann im Hotel trotzdem Jogurt, drei Nutellaschnittli und vor dem Start ein kleines Snickers. Dann startete ich sehr passiv, so passiv, dass ich zeitweise hinter mir keine Läufer mehr sah. Ich musste mich ständig daran erinnern, Energie zu sparen, nur so hatte ich Geduld hinterherzulaufen. Bei Sunnegga ass ich schon mal etwas Banane und ein Minisnickers. Diesen Posten hatte ich im Vorjahr ausgelassen. Soweit so gut.

lockeres Tempo kurz vor Sunnegga


Sunnegga, erster Verpflegungsposten und ja, es kommen noch etliche Läufer nach mir


Nun ging es zuerst kurz abwärts und dann in Richtung Gornergrat. Ich kenne den Weg, auch vom Skifahren. Hier könnte ich jeden Tag trainieren. Teilweise ist es steil. In der Passage, wo ich letztes Jahr den Puls in die Höhe trieb, lief ich gemütlich vorbei. Kurz vor dem Gornergrat zeigte sich das Matterhorn. Wow.
mythische Wetterlage


Aufstieg zum Gornergrat
erstmals lässt sich das Matterhorn blicken. Es chunnt guet!



Oben auf dem höchsten Punkt sieht man das Monterosa-Massiv und die Gletscher. Ich war hier schon oft. Dann schaue ich auf die Uhr, und bin 5min früher dran als 2017, das passt. Meine Helfer sind da, das freut mich. Kurz ein Minisnickers und ein Linzertörtli verputzen, dann geht's bergab zum Riffelberg und Riffelalp.

Gornergletscher
Zeitmessung Gornergrat, ab hier geht es eine Weile lang abwärts



Riffelberg: Hier musste ich am Gornergrat Marathon leiden, ja weil es eben bergauf ging. Unten auf der Riffelalp spielt eine Guggenmusik und die Wege der verschiedenen Laufstrecken kommen zusammen. Es geht fast flach, teilweise leicht aufwärts, hier hatte ich letztes Jahr schon Mühe. Dann folgt ein technischer Teil, es hat Stau. Die Ungeduldigen versuchen zu überholen, ohne sich die Fussgelenke kaputt zu machen. Schwierig. Bei Furi geht es mir viel besser als im Vorjahr. Ich halte nochmals kurz, verpflege mich.
der Aufstieg zum Schwarzsee zieht sich


Der Aufstieg geht dann richtig gut. Zwar trödeln einige vor mir, es sind aber Teilnehmer der Kurzdistanzen, sie sind in einem Tempo unterwegs, bei dem sie gut miteinander plaudern können. Ich überhole ohne mich voll zu verausgaben. Noch hat mich keiner überholt. Okay, ich vergass zu erwähnen, das ich bei Sunnegga wirklich nicht Letzter war ;) Der letzte Teil zum Schwarzsee hat es in sich. Hier möchte ich mal mit frischen Beinen hoch. Oben sind wieder meine Helfer, füllen meine Beutel auf, ermutigen und motivieren mich. Toll! Ich schlage bei Schokolade und Biscuits zu.

kurzes Verschnaufen auf dem Schwarzsee, Km 30





In Richtung Stafelalp geht es sehr gut, ohne dass ich eile. Bis zum Aufstieg zum Höhenweg hole ich Läufer ein. Dann kommt der Teil, den ich am wenigsten mag. Der Aufstieg zieht sich, meine Pace ist mies. Ich habe etwas Hunger. Ein Streckenposten sagt mir, gleich gehe es bergab. Das zieht sich aber sehr. Vielleicht liegt es an der Sicht, ich sehe teilweise keine zehn Meter. Ich verliere wieder Plätze. Als es dann endlich flach wird, geht es wieder flott vorwärts. Bergab sowieso. Ich kann davonziehen, hole sogar Läufer ein, die lange nicht in Sichtweite waren. Hinab zum Hotel Trifft gebe ich dann Gas, mir gefällt der Weg. Ich verpflege mich wieder, ziehe meine langen Hosen und langes Oberteil aus für ein gutes Finisherbild. Ich habe fast eine Stunde Vorsprung auf meine 2017er Zeit. Und ich fühle mich viel besser. Es ist der letzte Verpflegungsposten und die Helfer dort müssen lauthals lachen, als ich ihnen vorschlug, das nächste Jahr hier Raclette zu servieren.


Nun geht es nochmals kurz bergauf. Ich kann teilweise rennen. Dann bietet sich mir ein wunderbarer Blick hinunter auf Zermatt, zwischen den Lawinenschutzverbauungen hindurch hat man eine Aussicht auf das Dorf, wie man es selten sieht.
ab hier geht es nur noch bergab


Ich liebäugle damit, unter 9 Stunden anzukommen. Dafür müsste ich im letzten Teil ca. 30 Minuten aufholen. Ich habe noch Energie, beschleunige aus den Kurven, es fühlt sich grossartig an, wenn man im Vergleich zu anderen noch Reserven hat. Fast unten angelangt weiss ich schon, es wird unter 9h reichen. Ich kann es kaum glauben, so viel schneller zu sein und mich trotzdem so viel besser zu fühlen. Die letzten Meter sind dann wiederum emotional. Ein Glücksgefühl schiesst durch mich hindurch, es sucht Seinesgleichen. Ich finishe mit 8h55min, Rang 280 von 535.
Freude herrscht


Im Ziel erwarten mich meine Helfer. Sie mussten sich schon ein bisschen beeilen von Posten zu Posten, was mich freut. Ich bin dankbar, sind sie alle da und teilen dieses Erlebnis mit mir. Ein grosses MERCI dafür! Ich bin sehr zufrieden, nicht nur mit der Zeit, sondern dass alles so gut geklappt hat, dass meine hohen Erwartungen an diesen phänomenalen Lauf erfüllt wurden. Zermatt, ich komme wieder, keine Frage.
merci für die tolle Überraschung und die Glückwünsche!

Blick von Parullarve am Tag dannach

Streckenprofil