Lausanne Marathon zum Zweiten

28.10.2018
Start zum Lausanne Marathon
Nach meinem Experiment vom letzten Jahr nehme ich zum zweiten Mal an einem Flachmarathon teil. 2017 versuchte ich, möglichst lange dem 3h-Pacemaker zu folgen, im Wissen, dass das alles andere als eine optimale Zielzeit geben kann, wenn ich vom Pacemaker abreissen lassen muss. Und so war es dann auch, schon von der Hälfte musste ich ihn ziehen lassen, die letzten vier Kilometer waren dann ebenso mühsam und wie langsam. Am Ende resultierte eine Zielzeit von 3h22 (durchschnittliche Pace 04:48). Ein ungewolltes Souvenir waren unter anderem Beschwerden an der linken Achilles, die ich noch heute spüre.


In diesem Jahr will ich es besser machen: War ich doch mehr in den Bergen unterwegs zu Lasten von ausgedehnten Flachläufen, war die Vorbereitung weniger gezielt als im Vorjahr. Meine Grundausdauer ist vermutlich besser geworden, ob dem so ist, werde ich nach 42'195 Metern feststellen. Es ist immer dasselbe mit der Zielsetzung: unverletzt bleiben, Ankommen, Spass haben, sich verbessern. 3h15 wären toll, alles darunter grossartig. Unter 3h wäre absolut fantastisch, vermutlich etwas zu optimistisch.


Zur Stecke gibt es ja wenig zu sagen, die verläuft unspektakulär von Lausanne über die Hauptstrasse nach Vevey und auf gleichem Weg retour. Okay, neben den Weinbergen mit Seesicht macht das optisch etwas her. Es ist trocken, aber nur um die 6 Grad. Am Start verpasse ich gleich meine eigene Zeitmessung via Sportuhr, das ist mir vorher noch nie passiert. Mein Puls ist etwas zu hoch, vermutlich geschuldet durch mein zu kurzes Einwärmen. Ich muss mich schon recht beeilen, den 3h Pacemaker einzuholen. Im Gegenwind wäre es optimaler, direkt in der Gruppe um den Pacemaker zu laufen, aber ich bin immer ca. 20m dahinter. So ab Kilometer 12 geht es eigentlich sehr gut und phasenweise angenehm. Ich erreiche die Hälfte in 1h29h38, also auf 3h-Kurs. Im Wissen, dass der Rückweg noch intensiv wird, verpflege ich mich regelmässig und seriöser als auch schon.
auf halber Strecke hinter der Traube um den Pacemaker


Die Traube um den Pacemaker wird stetig kleiner. Gelegentlich müssen Läufer abreissen lassen bei den Verpflegungsständen, selbst wenn sie deswegen nur 10 Sekunden verlieren, vermögen sie diese kaum noch aufzuholen. Ab Kilometer 30 merke ich, es wird eng, eng diese Pace bis ganz am Schluss zu halten. 6 Kilometer später verliere ich den Anschluss, bin aber deswegen nicht entmutigt, denn ich habe die Pace doppelt so lange als im Vorjahr halten können. Nach dem ich schon früher im Rennen kurzzeitig Bauchbeschwerden hatte, die sich rasch verzogen, kommen sie umso heftiger zurück. Da wird mir richtig unwohl... Ich muss mal... Dafür gehen 70 Sekunden drauf, dafür fühle ich mich nach diesem kurzen Cooldown kreislaufmässig besser. Die letzten 4 Kilometer sind sehr anstrengend und ich freue mich auf das Ende. Ich erreiche das Ziel in 03:03:21, 21. Kategorienrang, 89. Rang overall bei 1'116 Klassierten. Das entspricht einer Pace von 4:20! Damit bin ich wirklich zufrieden und auch ein bisschen überrascht!


Ein toller Lauf besiegelt also das Ende der Laufsaison 2018. Die drei Minuten über 3h geben mir natürlich Motivation zur Verbesserung für den nächsten Flachmarathon. Au revoir, Lausanne.
zufrieden nach einem tollen Lauf!

ohne Hut auf den Dreispitz 2'520m.ü.M.

21.10.2018
Dreispitz, da gehört eigentlich ein Hut dazu


Heute soll es der Dreispitz sein. Ich hatte ihn immer mit der First verwechselt, deren Flanke zum Thunersee gerichtet imposant wirkt, da führt aber kein Wanderweg hin, deswegen wähle ich den unweit liegenden Dreispitz. Ich bin einerseits spät dran, ja weil ich eigentlich gestern Samstag schon hinauf wollte, dann musste ich aber gesunden. Anderseits bin ich früh dran, so um 8 Uhr fahre ich Daheim los, so früh war ich noch nie. Und dennoch bin ich eben wieder spät dran, weil ich will 13:30 Uhr in Bern sein fürs Eishockey gucken. Für meine ursprüngliche Route Reichenbach-Dreispitz ist zu wenig Zeit, also starte ich weiter oben im Kiental.


Der Weg führt kurz über Asphalt, dann über Gras, Weiden und Naturstrassen in Richtung Rengg. Die Sonne ist noch hinter den Bergen versteckt, von Weitem sehe ich die Blüemlisalphütte hoch oben auf der anderen Talseite. Ich bin schon gespannt auf die Aussicht, die mich oben erwartet, denn widererwarten hat sich der Nebel früh verzogen, Dunst ist angekündigt. Wie üblich in den letzten Wochen habe ich irgendwie Mühe, die Frische in meinen Beinen fehlt. Es liegt vielleicht an den zu kurzen Pausen, aber was soll ich sagen, der diesjährige Herbst zieht mich einfach in die Berge, Wochenende für Wochenende. Ich pausiere gelegentlich und schaue ins Kiental hinunter, das nun von der Sonne wachgeküsst wird.
Blick ins Kiental, da war ich dieses Jahr öfters


Kurz vor dem Rengg wird die Strasse steiler. Man könnte hier wohl mit dem Auto hoch ohne zu Keuchen... tja. Der erste Sonnenstrahl fühlt sich dann richtig gut an und ich begutachte mal mein Ziel von unten: es ist noch ein gutes Stück bis oben. Nach 54min erreiche ich den Renggpass auf 1'800m.ü.M. Hier hat man schon einen tollen Ausblick. Der Weg ist nun weiss-blau-weiss markiert. Weiter oben entdecke ich ein paar Wanderer, die werde ich schon noch einholen ;-)
die First, imposant die Flanke und der darunter liegende Felsgürtel


Zuerst durch etwas Wald, dann über Wiesen mit Bodenfrost wird der Weg steiler. Hier geht noch alles im guten Tempo. Zwei weitere Wanderer rasten, das tu' ich bald auch, bevor es in den letzten Abschnitt geht. Der ist mit 400 Höhenmetern auf einen Kilometer richtig stotzig. Die First zeigt sich nun prächtig von der Seite, da möchte ich mal hin. An ein, zwei Stellen brauche ich die Hände, so kommt man schneller vorwärts, wenn es über Felsen geht, die so hoch sind wie Oberschenkel. Aber eilig habe ich es nicht mehr, gejuflet habe ich genug.

Herbststimmung auf den Wiesen


es wird nun steiler aber unproblematisch
vereinzelt braucht man die Hände fürs Fortkommen, alles unkritisch


Der letzte Abschnitt ist übersäht von Geröll. Sehr rustikal, ich mag das. An ein paar Stellen kommt man nahe zum Grat und somit nahe zum Abgrund, etwas Vorsicht ist geboten, so dass man hier einen Ausrutscher vermeidet. Das Zickzack nimmt dann nach 1h40 ein Ende, ist stehe oben auf dem Gipfel des Dreispitzes auf 2'520m.ü.M. Kurzes Zwischenfazit: der vom Rengpass auf den Dreispitz gefällt mir wahnsinnig gut, er verdient Höchstnoten! Die Aussicht oben ist wunderbar, von Eiger-Mönch-Jungfrau bis zum Chasseral ist alles zu sehen. Wir sind da oben zu viert, die anderen machen Selfie um Selfie, ich kann es ihnen bei dem Wetter kaum verübeln. Ach, seht die Bilder an. Toll!
Geröllhalde vor dem Gipfel

Obacht! Wegverlauf direkt am Grat


Panoramablick zu den Alpen

Klassisches Gipfelkreuz Dreispitz 2'520m.ü.M.


Bevor ich mich auf den Retourweg mache, lasse ich die Bergsaison im Anblick meiner absolvierten Routen Revue passieren. Da reihte sich Highlight an Highlight, jedes Ziel hatte etwas Besonderes und lohnte sich. Einige davon möchte ich nächstes Jahr wiederholen. Es war vermutlich mein letzter Trailrun in diesem Jahr, der Schnee darf nun kommen, die Wanderwege sollen ruhen. Dann mache ich mich auf den Rückweg, zuerst vorsichtig über das Geröll und die anspruchsvolleren Passagen, dann geht's zügiger über den Trampelpfad zurück und über die Strasse habe ich es eilig. Nach 2h33, 15 Kilometern und 1'577 Höhenmetern steige ich im Kiental in das Auto ein und düse ins Unterland. Schön wars!
Blick ins Unterland





Tagwohl Skisaison!

13.10.2018
«Am siebenten Tag sollst du ruhen...». Es ist aber erst der sechste Tag der Woche und so mache ich mich früh morgens auf nach Zermatt. Wirklich sehr früh. Zu einer unheiligen Zeit sozusagen. Schliesslich ist das ewige Eis nur relativ ewig da und ich will endlich loslegen mit Skifahren. Sommerskigebiet ahoi!
Grenzlift zu Gobba di Rollin 3'899m.ü.M.


Ein wunderbares Geräusch ertönt, wenn der Ski belagseitig auf den Schnee fallen gelassen wird und die Skischuhe in die Bindung einrasten. Bei bestem Wetter und Temperaturen um null Grad fägt schon die erste Abfahrt richtig vom Gobba di Rollin 3'899m.ü.M., auch wenn das Fahrgefühl noch etwas fehlt und die Piste kurz ist.
Sommerskigebiet, Plateau Rosa


Die Bügellifte, die ich übrigens mehr mag als Gondeln, Seilbahnen oder Sessellifte, sind voll. Auf den Pisten verteilt sich die Meute sehr gut, denn viele sind Nachwuchsfahrer und die fahren ja erstens sehr gut Ski und stellen alles andere als Hindernisse dar. Zweitens haben sie ihre abgesteckten Abschnitte. Oder die Skiakrobaten buckeln die Buckelpiste ab, eindrücklich.
Klein Matterhorn

die ersten Kurven in der hoffentlich langen Skisaison


So früh in der Saison sind die Skitage noch kurz, von 08:30 bis 14:00 Uhr. So gibt es dann auch nur eine kurze Znünipause. Die Pisten sind auch am Mittag noch gut, griffig, teilweise liegt etwas lockerer Schnee drüber, der dem Vergnügen aber überhaupt nichts schadet. Man kann die Kanten schon gut einsetzen und die Beine werden schnell müde. Geil! Okay, ich war Vorgestern auf dem Morgenberghorn und gestern auf der Schwalmere, das verstärkt das Brennen in den Beinen schon noch ein Bisschen.
Mont Blanc, Matterhorn, Klein Matterhorn


Als die Profis mit dem Abfahrtstraining (oder SuperG) fertig sind, ist auch diese Piste frei. Skifahren tut einfach gut. Die Sonne scheint, man sieht bis zum Mont Blanc. Hier oben auf dem Gletscher befindet man sich in einer anderen Welt. Zurück zum Klein Matterhorn kommen die fröhlichen Breithorn-Besteiger zu Fuss zurück. Und auch ein Trailrunner ist da oben, der vermutlich runter rennt oder so. Die Fahrt zum Trockenen Steg über den Theodulgletscher ist offiziell noch geschlossen, wäre aber möglich. Ich verzichte trotzdem darauf, weil die Betreiber zwar schon eine mächtige Schneise Kunstschnee (ich schätze 1,2m dick) als Verbindung von der Station zum Gletscher präparierten, aber dazwischen fehlt noch ein kurzes Teilstück, weshalb man über Geröll marschieren müsste.

präparierter Pistenanschluss beim Trockenen Steg


Ein Glas Chardonnay im Dorf bei Tshirt-Wetter rundet diesen tollen ersten Skitag und eine tolle Woche im Bezug auf Wetter und Sport ab.


Morgen sollst du ruhen. Bis gli Zermatt, I love you.
Tagesabschluss in Zermatt

Schwärmen von der Schwalmere 2'777m.ü.M.

12.10.2018
Schwalmere 2'777m.ü.M. - ein Paradies!
E-i-n Trailrun, ein Trailrun geht noch rein, geht der Herbst so weiter, sind es vielleicht zwei. Nach diesem Motto las ich jeden einzelen Erlebnisbericht auf hikr.org über die Schwalmere, ich wollte den Herbst noch richtig melken. Viele schildern dort ihre Ski- oder Klettertour. So war ich schliesslich unsicher über den wirklichen Schwierigskeitsgrad, der zwischen T2 bis T4 angegeben wird.

Ich war äusserst spät dran, so blieb mir eh "nur" die "halbe" Schwalmere vom Kiental aus mit dem identischen Retourweg. Vielleicht schaffe ich es ein ander Mal von Reichenbach nach Zweilütschinen, wäre toll. Kurz nach 12 Uhr starte ich also im Kiental. Da es etwas weiter nach oben geht, bin ich schon mal für kühlere Temperaturen gekleidet, d. h. lange Hosen und langes Shirt. Nach ein paar Metern auf Asphalt beginnt der Wanderweg mit einer netten Steigung. Es folgt ein schöner Weg über Naturtreppen, Kies und später über wunderbare Wiesen und sogar durchs Laub. Dem Spiggenbach entlang im Schatten rennt es sich eigentlich wunderbar, wenn auch etwas kühl. Vielleicht liegt es daran, dass mein Shirt schon völlig durchgechwitzt ist. Nerv. 
der Start bringt mich gleich ins Schwitzen trotz lockerem Tempo

Der Herbst hält Einzug
irgendwo im Nirgendwo (diese Region ist den Mobilfunkanbietern offenbar unbekannt ;-)
Der Waldweg entfernt sich nun vom Bach und wird etwas steiler und steiniger, bis eine Naturstrasse erreicht wird. So bei Kilometer 5 prüfe ich mal das Höhenprofil und den weiteren Wegverlauf. Ab hier endet dann auch der Empfang des Mobilnetzes. Bei einer Hütte empfängt mich ein Köter. Ich sage eigentlich Hund, aber er mag mich wenig, deswegen nenne ich ihn Köter. Ein Einheimischer erkundigt sich nach meiner Route und wir wechseln ein paar Worte. Mir wird das Schilthorn empfohlen, aber da gehe ich vielleicht ein andermal hin. Und auf der Schwalmere könnte es Alt- oder Neuschnee haben. Ok, Gespräch beendet. Irgendwo signalisiert ein Schild 3h40 bis zu meinem Ziel. Geschätzte zwei Laufkilometer später im zügigen Tempo (es ist flach) signalisiert ein weiteres Schild wiederum 3h40. Geil, ist halt motivierend, nochmals die gleiche Zeit zu sehen. Vielleicht hat man da am Wegweiser gespart oder versehentlich zwei gleiche produziert. Egal.

Ich erreiche Glütschnessli auf ca. 1'600m.ü.M., das Ende des Kientals und den eigentlichen Startpunkt der Steigung. Über den Wanderweg läuft Wasser, das gefällt mir, habe schlisslich Trailschuhe an. Es wird nun steiler und noch immer habe ich mein Ziel nicht sehen können. Ein einziger Wanderer begegnet mir. Mobilempfang gibt es weiterhin keinen. Nach ein paar Metern wechsle ich aufs Marschieren. Ich will weniger pausieren müssen und im Trab werde ich es eh nicht bis nach oben schaffen. Fühle mich zwar nicht müde, aber auch nicht vor Energie strotzend. Also ist Marschieren völlig ok und manchmal ja eh effizienter. Puls um die 150, das passt. Der Weg verläuft zickzack und quer in einem Hang, mal über Steine, Laub, mal über Felsen und dann wieder über Kies und Gras.
quer im Hang der kleinen Felswand entlang gewinnt man fleissig an Höhenmeter

Rund 300 Höhenmeter später erreiche ich Glütsch. Vermutlich sehe ich mein Tagesziel, denn so ohne GPS bin ich unsicher. Sie scheint noch sehr weit weg zu sein und auch ziemlich viele Meter weiter oben, die gute Schwalmere. Wirklich ziemlich weit. Meinen Trinkbeutel füllte ich mit 1,7 Litern mehr als üblich, dennnoch fülle ich ihn bei einem Bach wieder auf. Es scheint durstige Luft zu sein hier oben. Auf einer kleinen Anhöhe begegnet mit ein Vater mit Sohn, sie berichten von etwas rutschigen Bachübergängen. Die sind aber alle trocken und so erreiche ich über den immer steiniger werdenden Weg die Stelle, die mit einem Seil gesichert ist. Alles kein Problem, es ginge auch ohne Seil. Der Weg verläuft nun über Felsen und lose Steine, das könnte mühsam werden für den Rückweg.
wenige Meter vor Glütsch

Blick auf das Tagesziel (Schwalmere, links vom Sattel)
Ich erreiche bald den letzten Abschnitt mit dem vielen Geröll. Die Umgebung hier ist karg, das gefällt mir sehr gut! Der Sattel zwischen Hohganthorn und Schwalmere ist kurze Zeit später erreicht, kurioseweise sind beide Gipfel mit 2'777m.ü.M. identisch hoch. Es kommt mir vor wie ein Passübergang, geil. Es liegt etwas Schnee hier, ein Schneemandli ergänzt die Steinmanndli. Ich sehe schon den Eiger und den Brienzersee, will mir die Aussicht aber verdienen, in dem ich die letzten Meter im Zickzack richtig Gas gebe.
die letzten Meter durchs Geröll vor dem Sattel

ein paar lustige Gesellen waren vor mir hier
Nach 2h20 Laufzeit empfängt mich auf der Schwalmere ein süsser Hund, zwei Berggänger und ein wiiirklich eindrückliches Panorama. Wirklich! Ich schaue mich erst mal richtig um von Niesen beginnend. Die Weitsicht ist sehr gut, ich blicke hinunter auf das Morgenberghorn, auf dem ich erst gestern war. Der Blick auf Wetter- und Schreckhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau ist von hier so eindrücklich, wie ich ihn noch nie geniessen durfte. Der Winkel ist perfekt, ebenso die Distanz wie auch das Wetter. Phänomenal! Das toppt wirklich alles Bisherige, was die Umgebung und das Panorama angeht. Die Berichte auf hikr sind zutreffend, das geilste Panorama ist hier auf der Schwalmere. Man muss das gesehen haben, den irgendwie fehlen mir die treffenden Worte. Ich weiss, all die anderen sehenswerten Berge, die beiden Seen, Täler und Vieles mehr würdige ich hier textlich zu wenig...

...schaut selbst...
DAS Panorama schlecht hin
Vom Schnee zum See

Die beiden Berggänger lassen mich dann etwas neidisch werden, denn sie nehmen für den Rückweg den Gleitschirm inklusive Hund, während ich mich leider wenig spektakulär zu Fuss auf den Rückweg mache. Vorher gönne ich mir noch zwei Snickers, einen vorläufig letzten Blick auf die Bergwelt, mache ein paar Fotos und freue mich enorm darüber, für heute dieses Ziel ausgesucht und erreicht zu haben. Wow, einfach nur Wow.

Für den Rückweg nehme ich die identische Route und auch hier sage ich: au revoir. Meine Uhr zeigt unten 23 Kilometer und 1'909 Höhenmeter an, für die ich 3h53 benötigte. Der Weg zur Schwalmere ist technisch einfach, für eine Wandertour eher lang, dafür wird man mit dem besten Panorama belohnt. Die Landschaft auf dem Sattel ist wie auf einer anderen Welt, auf dem Weg dazu ich kaum einer Menschenseele begegnete. Ab Glütschnessli gesehen, ist das mein absoluter Favorit!
v

Gutenmorgenberghorn

11.10.2018
Blick vom Morgenberghorn zum Latrejespitz und First

Heute geht es auf eine Wandertour. Ich probiere mal meine neuen Wanderschuhe aus. Die letzte Wandertour liegt schon über ein Jahr zurück. Meine Begleitung heute ist Manu, oder ich bin ihre. Sie führt mich auf ihren Hausberg, das Morgenberghorn, kennt sie sich doch hier aus wie ein Gemschi. Ich war schon mal oben, beim Hin- und Rückweg ging ich übers Brunni.
Schwalmere im Morgengrauen

Im Dunkeln geht es los beim Schlieri 1'420m.ü.M in Richtung Mittelberg. Mittel ist auch das Wetter, denn Wolken dominieren die höchsten Alpengipfel. Aber das macht nichts. Es wird schnell hell und bald verlassen wir die Naturstrasse in Richtung Rengglipass. Das Weglein ist stotzig. Mit Wanderschuhen und mittelgrossem Rucksack läuft es sich anstrengender als mit den superleichten Trailrunningschuhen und -rucksack. Beim Rengglipass zeigt sich der Brienzersee und auch die Schwalmere sieht mächtig aus. Ab hier ist der Weg weiss-blau-weiss markiert. Mal kann man die Hände über hohe Tritte und Felsen benutzen, mal geht es dem Grat entlang. Schön.

Blick auf Brienzersee
ab dem Rengglipass wird es anspruchsvoller

Eine längere Passage ist mit einer Kette gesichert. Da hoch ist es ganz schön anstrengend. Drei weitere Ketten helfen, die anspruchsvolleren Stellen zu passieren. Das geht alles ganz gut und macht Spass. Gelegentlich bin ich eher ein Tschaupi als wirklich trittsicher. Beim Trailrunning sage ich ja jeweils, dass ich nach vorne stolpern würde, nicht auf die Seite ;-)

längste Passage mit Kette

immer schön dem Grat entlang

bald sind wir oben

Oben angekommen ist es windig und kalt. Kurz vor uns erreichte ein Fräulein den Gipfel auf 2'248m.ü.M. in zu optimistischer Bekleidung. Der wolkenfreie Weitblick ist uns zwar vergönnt, das trübt das Panormana und die Freude aber kaum. Ich bin gerne wider hier oben. Letztes Mal war die Sicht so à la weisser Adler auf weissem Grund.
Guten Morgenberghorn 2'248m.ü.M.




Abwärts in Richtung Brunni gibt es dann endlich Proviant. Darauf folgen noch die beiden Passagen mit Kette, wobei die zweite doch recht anspruchsvoll ist und Konzentration erfordert. Herbst ist die Zeit der Jäger: Beim Brunni haben wir uns einen Shot verdient. Dann biegen wir wieder links ab zum Schlieri. Wildtiere sind uns keine begegnet, dafür das, was uns auf dieser schönen Wandertour mit ihnen verbindet: Freiheit.
einfachere Passage mit Kette gesichert




schwierigere Passage mit Seil gesichert



der Herbst zeigt sich auf den Wiesen




Dahei ufem Sigriswiler Rothorn

07.10.2018

noch ein paar hundert Meter oder ein paar Tausend Steine...

Die folgende Tour war schon einmal auf meinem Radar, hatte sie dann aber aus irgendwelchen Grünen verworfen. Heute sollte es also soweit sein, dass ich um mein altes Zuhause herumtourte mit dem Sigriswiler Rothorn als Ziel.


Ich starte unten in Gunten 600m.ü.M. eingangs Schlucht. Früher zottele ich da häufig runter für eine vernünftige Busanbindung in die Stadt. Es geht nach ein paar Metern ohne Aufwärmen ziemlich los, nicht allzu steil, aber ja, flach ist anders. Ich finde schnell einen guten Rhythmus, ob ich mich damit zu früh auspowere, werde ich schon noch herausfinden. Es dauert dann gut zehn Minuten, bis ich die Hängebrücke Aeschlen-seitig erreiche. Noch 50 Meter und ich wäre Zuhause, vielleicht hat jemand gekocht?! Ich will aber weiter und folge der Strasse, biege dann in meinen alten Schulweg ab, der über eine nette Wiese verläuft und den ich unbedingt in meine heutige Tour einbauten musste. Früher bin ich da häufig runtergerannt, alsbald die Schule vorbei war. Trailrunning in Kinderzeiten sozusagen. Dann geht's vorbei an meinem alten Schulhaus, wo ich kurz pausiere. Schön, der Niesen hat einen Hut, dann wir das Wetter gut. Hoffe ich mal.


Der Wanderweg beginnt und es wird steiler. Ich kenne mich hier eigentlich bestens aus, weiss aber nicht wirklich, wie steil das wird. Etwas weiter direkt in Richtung Margel denke ich mir der Steilheit wegen, ich hätte besser einen Umweg genommen. Nun, jetzt bin ich da und muss halt durch. Ich will ja aufs Marschieren verzichten und da kann ich schliesslich nicht jetzt schon meinen Vorsatz über den Haufen werfen. Oben auf dem Margel 1'185m.ü.M. entnehme ich meiner Uhr etwas Vorsprung auf die erwartete Zeit und sehe mein Tagesziel eingewickelt in Nebel, oder Wolken, oder beides.

Aussicht vom Margel
Blick zurück zum Margel, tolles Trailrunning
die Wolken verziehen sich rund um das Sigriswiler Rothorn
Es geht flacher weiter in den Wald. Der Weg ist an einer Stelle, wie erhofft, wunderbar umgeben von Moos. 59min nach dem Start erreiche ich die Blueme 1'392m.ü.M. Den Aussichtsturm spare ich mir auf für ein anderes Mal. Es geht nun abwärts nach Schwanden über die Naturstrasse. Das geht zügig bergab.
der Wanderweg, eine Schneise im Moos
Aussichtsturm Blueme


Bei Schwanden Säge folge ich dem Wanderweg in Richtung Skilift. Bei der schwarzen Piste nehme ich den direkten Weg übers Gras, weil Kühe den Weg versperren. Ich erreiche das obere Ende des Skilifts und freue mich, diesen Winter hier ein paar Kurven zu ziehen. Vertrautheit pur. Schneller als erwartet, sehe ich schon den Skilift Wilerallmi. Vorher biege ich ungeplant links ab und folge dem Wegweiser zum Rothorn. Es wird nun steiler und ich nähere mich der Felswand, irgendwo da oben ist wohl mein Ziel. Die nächsten Meter sind dann wirklich anstrengend.
irgendwo da oben ist mein Ziel
schöner Wegverlauf entlang der Feldwand

beste Seesicht, bevor man hinter dem Grat verschwindet


Bei der Berglichäle 1'725m.ü.M. pausiere ich kurz. Die Umgebung sieht prächtig aus, es scheint so, als ich das erste mal hier bin. Nach einem Sturz ohne Folgen (ok, ein Finger blutet ein wenig) wird's kurz flacher und mein Ziel ist in Sicht. Dafür muss ich aber noch über einen steinigen Weg, wo ich die Orientierung verliere und mich durch das Karst-Labyrinth schlängle.
Berglichäle

Der letzte Wegweiser zeigt 20min zum Gipfel an. Ich bin schon 2h22 unterwegs und ich will das in 2h30 schaffen. Also gebe ich Gas. Die Kraxelpassage ist einfacher und kürzer als erwartet. Nach einem ehrfürchtigen Blick in den Abgrund trabe ich zuerst, dann folgt ein Zielsprint auf allen Vieren. Die zwei Wanderer schauen mehrfach zu mir. Egal. Nach 2h28 erreiche ich das Sigriswiler Rothorn auf 2'051m.ü.M. Ich bin alleine oben mit den Bergdolen.
kraxel kraxel
Sicht zum Mittaghorn, Sichle und Justistal

oben auf dem Gipfel des Sigriswiler Rothorns
Blick dem Justistal entlang nach unten bis zum Thunersee
Die Sicht auf das Justistal und das Niederhorn ist imposant, das sind beeindruckende Felswände. Hirsche sind zu hören. Das Zuhause der Steinböcke ist auch hier. Weitsicht habe ich leider keine. Schneller als ich meine Kamera zücken kann, verschwindet die Sonne wieder. Bei guter Sicht muss das ein sehr schöner Flecken sein, scheinbar gibt es etliche Wege nach hier oben. Ich verspreche mir, ich komme wieder. Ein Snickers später mache ich mich auf den Rückweg. Wieder verliere ich etwas die Orientierung und steige vorsichtig über die Kletterpassage runter. Dann folge ich dem Weg, den ich hochgekommen bin. Also ja, ohne das Karst-Labyrinth halt. Den Weg in Richtung Mittaghorn lasse ich aus, die Tafel signalisiert «Vorsicht». Zwei Wandergruppen kreuzen sich und mich bei einem tollen Rastplatz. Dann folge ich dem Wegweiser nach Sigriswil. Bald geht es über Wiesen, die sind sehr angenehm zum Rennen. Es folgt dann ein eher steiler Weg bergab. Ausgerechnet bei einer völlig einfachen Stelle mache ich einen Misstritt. Nichts kaputt, nur Aua! Glück gehabt, einen Fluch und eine kurze Pause später kann es weitergehen.


Es geht über die Skipisten der Wilerallmi. Auch dieser Lift liegt im Sommerschlaf. Hoffentlich küsst ihn bald der erste Schnee wach. Bis Sigriswil geht es über Strassen und Wiesen. Die Aussicht auf das Dorf ist toll und ich sehe auch Margel und Blume aus der Distanz. Ich beobachte einen Rotmilan, zwei, nein drei. Dann erreiche ich bald das Dorf. Bei der Hängebrücke biege ich in die Schlucht ab und kurze Zeit später stehe ich wieder beim Auto.
Skilift Wilerallmi
im Hintergrund Margel und Blueme
Nun, das war doch ziemlich abwechslungsreich. Das mässige Wetter trübt die Freude über diese tolle Tour kaum. Oberhalb Schwanden ist es richtig schön zum Wandern. Die Berglichäle hat mir sehr gut gefallen und ab Punkt 1'800 sieht das alles anders aus, als erwartet. Ich bin positiv überrascht. Die alte Heimat war, ist und bleibt halt toll. Das waren 24 Kilometer, 2'318 Höhenmeter. Zeitbedarf 3h36.