30.09.2018
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der Pfad wird schmaler... |
Zur Glecksteinhütte, dahin wollte ich. Vermutlich ist es der letzte Tag für Trailrunning. Wenn es steil wird, macht mir Marschieren dieses Mal nichts aus. Also darf es ruhig Höhenmeter haben und auch anspruchsvoller sein als sonst. Am Vortag war ich schon müde, da würde ich eh kaum bergauf rennen können. Ich starte also in Grindelwald bei der Pfingsteggbahn, immer die vielen Hikr-Berichte im Hinterkopf. Hatte ich doch viel gelesen, Bilder und Videos angeschaut von meinem Tagesziel. Auch hatte ich Alternativen parat, falls das Wetter ungünstig wird oder ich nicht mehr weiter kann oder mag.
Gemütlich geht's über eine kleine Strasse zu einem Wanderweg. Bald erreicht man das Hotel Wetterhorn, das nun auch in meinem Bericht zum wohl viermillionsten Mal erwähnt wird ;-) Der Weg führt zuerst durch einen schönen Wald und dann zu einem Bach oder was immer das genau ist, es scheint ein Überbleibsel eines Kräftigen Gewitters zu sein, das sich hunderte Meter durch eine Wiese gefressen hat. Ich pausiere immer mal wieder kurz, wie üblich für genau eine Minute, und trabe dann weiter. Ich sehe nun, wohin der Weg verlaufen wird, mitten durch die Felswand zum alten Wetterhornaufzug.
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schöner Waldweg zwischen Mooslandschaften |
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idyllischer Wanderweg |
Eingangs Ischpfad begegnen mir Wanderer, sie sehen erschöpft aus. Ich prüfe nochmals die Route, Höhenmeter und Distanz, dann starte ich in den Pfad. Die ersten Meter gehen über Geröll und ein Weglein, dass immer schmaler wird. Ich kann problemlos rennen. Der Weg gewinnt an Höhenmeter, rechts sozusagen senkrecht der Abgrund und links geht gleichermassen steil die Felswand hoch. Ich marschiere und denke mir, von Weitem gäbe das hier ein tolls Bild mit meinem leucht-gelben Shirt in der Felswand. Dann wird's anspruchsvoller, der Weg noch schmaler und der Abgrund nah, sehr nah. Ich gehe noch ein paar Meter mit ruhigem Puls. Dann zögere ich und halte an. Es scheint zwei-drei sehr schmale und ausgesetzte Stellen zu haben, die ungesichert sind. Ich pausiere und überlege kurz, ob ich weitergehe. Ist ein Weitergehen vernünftig? Wenig. Muss ich da wieder zurück? Ja, mit müden Beinen. Bin ich alleine? Mausalleine. Sind meine Schuhe geeignet? Weniger. Die Fragen und Antworten erübrigen sich eh, denn mich verlässt schlichtweg der Mut (wenn er denn je da war) ohne Kette/Fixseil. Also kehre ich um. Ich bin nur ein bisschen enttäuscht, denn beim Lesen der Berichte hatte ich mir das schon als mögliches Szenario vorgestellt. Trotzdem Schade.
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Start Ischpfad |
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...und schmaler... |
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zu schmal und zu abschüssig für mich |
Ein paar Minuten später wartet das Postauto auf mich, dort wo der Wanderweg auf die Strasse trifft. Der Busfahrer hat mich kommen sehen und meinte, ich sei in Eile wegen des nur stündlich verkehrenden Poschis. Ich winke ab und folge der Strasse nach oben zur Grossen Scheidegg. Mal über den Wanderweg, mal über die Strasse schaue ich immer wieder hoch zum Wetterhorn. Als Kind erlebte ich mal den Klang des herunterdonnernden Gletschers. Ich war damals irgendwo ausgangs Grindelwald während sich ein unüblich grosser Gletscherabbruch ereignete, über den sogar im TV berichtet wurde. Heute ist aber alles still und es sieht auch nicht so aus, als wäre jüngst was heruntergekommen.
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Wetterhorn |
Oben angekommen prüfe ich mal die Höhenmeter und Distanz. 20 Kilometer und 1'000 Höhenmeter möchte ich schon schaffen heute. Kilometer sind es weit weniger als die Hälfte, die Höhenmeter sind erreicht. Okay. Im Restaurant bestelle ich ein Rahmschnitzel. Ich bin müde und entscheide mich dann ohne schlechtes Gewissen für eine direkte Rückkehr nach Grindelwald. Ein Umweg zur Frist wäre schön, kostet aber mehr Energie als ich habe und deswegen auch zu viel Zeit. Den Rückweg schaffe ich in 40 Minuten, meist über den Wanderweg oder kleine Strassen. Kurz vor Grindelwald beobachte ich einen Rotfuchs im Bachbett, süss. Ich mag Füchse und die Art ihrer Fortbewegung. Am Ende sind es 16 Kilometer und gemäss App 1'071 Höhenmeter. Mit 2h10min war das eher ein kurzer Ausflug. Jetzt habe ich einen Winter lang Zeit, Mut zu tanken...