12.07.2019
Heute nur kurz und locker, das ist mein Plan. Seit dem
Ultramarathon letzten Samstag ist das meine erste Betätigung, natürlich denArbeitsweg mit dem eBike weggedenkt ;-) Ich plane, heute der Kander entlang Richtung Adelboden zu joggen.
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über die Autobahn auf den Niesen |
Das iPhone am Arm und ein 4dl Trinkbeutel ist alles, was ich dabei habe. Der Proviant ist Zuhause. Die Jacke im Auto. Das Ersatzshirt in der Wäsche. In Mülenen starte ich flussaufwärts. Natürlich schweift noch ein Blick auf den Niesen, der mintürlich abwechselnd besonnt und dann wider in Wolken eingedeckt ist. Niesen gredi ist mir zu viel für heute und selbst wenn, mich würde die langsame Zeit nerven. Also renne ich gemütlich los auf dem
Grienweg. Der verläuft richtig schön direkt unter der Starkstromleitung. Hübsch. Ich begutachte noch einen Transportheli mit Doppelrotor, dann orientiere ich mich meinem Puls. Unter 140 soll heut' er sein.
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endlich |
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so macht es doch schon mehr Spass |
Da erreiche ich eine Brücke und sehe doch glatt den Wegweiser zum Niesen. Ich weiss, hier verläuft die Strasse zum Unterniesen, der könnte ich doch folgen oder? Die ist ja sozusagen flach. Ich prüfe kurz das GPS und sehe, die Strasse kreuzt den steilen Wanderweg. Wenn die Steilheit überall so ist, wie der mir bekannte Teilabschnitt, passt das. Also los, Richtung Niesen. «Tap-tap», das Geräusch der Schuhe auf Asphalt höre ich eine gefühlte Ewigkeit. Immer den Puls im Auge und superlocker folge ich der Strasse. Als dann endlich, es sind glaube ich 8km, die Abzweigung des Wanderwegs signalisiert ist, prüfe ich den weiteren Wegverlauf. Der Strasse entlang mag ich nicht, der Wanderweg scheint wenig steil zu sein. Ich weiche also über Gras den ruhenden Kühen aus,
vertschaupe fast noch ein
Chäubli und erreiche bald den Unterniesen.
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Unterniesen |
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Oberniesen |
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Ziel in Sicht |
Steigt der Puls, nehme ich es noch gemütlicher. Ist gar nicht so einfach. Ich sage euch, hier würde mir auf Tempo laufen richtig Spass machen, die Steilheit gefällt mir.
Siidefiin. Gelegentlich blicke ich zum Niesen Kulm hinauf, könnte sein, dass ich heute doch noch dort lande. Beim Oberniesen bellt mich schon von Weitem ein Hund an. Da ich es nicht so gut mit Hunden kann, weiche ich meistens 2km aus, das geht aber hier nicht. Bei den Hütten angelangt, ist er dann verschwunden. Meine ich. Aber nein, ein zweiter wartet schon darauf, mich anzufallen wie anno dazumal in London, als mich mir im Park ein Pekinese und ein Windhund
juscht dann überwältigten, als ich mich im Park meinem selbstgemachten Schinkensandwich widmen wollte. Ich verliere mich. So überstehe ich also das Ungeheuer und folge dann dem Wanderweg zum Niesengrat. Beeindruckend sieht er aus, der Niesengrat, alles Spinner, die ihn bezwingen.
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Niesengrat |
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Niesengrat |
Das Wetter ist nach wie vor wechselhaft. Das prognostizierte Gewitter scheint immer später zu kommen. Dennoch höre ich den ersten Donner. Richtig kräftig. So kräftig, dass mein Bauch vibriert. Ich merke dann, es
ist mein Bauch, welcher der Leere wegen aufmuckt. Hunger. Drei zünftige Schlucke aus meinem Trinkbeutel später bleibt noch ein wenig übrig, das muss reichen. Jetzt im Wind vermisse ich meine Jacke, und eben etwas Essen, und etwas Wasser wäre schön. Leider gelingt mir kein tolles Bild vom Wanderweg, der schief im Hang ins scheinbare Nichts führt. Live sieht es mystischer aus:
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Weg ins Nichts |
Ich bin bald oben. Gering über 140, laufe ich immer noch nach Puls. Bei dem Tempo könnte ich plappern. Obwohl ich alleine bin, tu' ich es trotzdem und führe schon mal ein paar Gespräche, die eigentlich nächst Woche anstehen. Hätte mir das auso scho erledigt. Jetzt weiss ich endlich, woher dieser Wanderweg kommt, den ich
aube beim Niesen Restaurant üblicherweise von der gegenüberliegenden Seite her kommend sehe.
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guet usgrüstet |
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Schlussabschnitt |
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churzum am Ziel |
Mit einem durchschnittlichen Puls von 139 erreiche ich nach 2h30 den Niesen. Die 1'670 Höhenmeter verteilen sich
gäbig auf 13,7 Kilometer. Sozäges flach wine Outobahn. Viele Wolken bedecken die Berge, dennoch begutachte ich die Umliegende Natur und erfreue mich diesem spontanen Run auf 2'362m.ü.M. Weder war das weit, noch anstrengend, und da ich mir ja keine Vorgaben zu Höhenmetern machte, muss ich meine eigenen Regeln nicht mal verbiegen. Das zuhause liegende Ersatzshirt brauche ich nun doch nicht, der Wind hat mich luftgetrocknet. Super Sach, nächst mau aber wider
Niese gredi.
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Panorama |
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typisches Wetter heute |