16.07.2019
Ziemlich spontan ergab sich die Möglichkeit, heute mit Märcu zur Blüemlisalphütte zu gehen. Oder zu wandern. Oder zu rennen. Schauen wir mal, wie genau wir dahin kommen.
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Morgenhorn und Wyssi Frou |
Wir starten um halb Zehn auf der Griesalp (1'408m.ü.M.). Die ersten Meter laufen wir normal, so wie es jeder tut. Der Wegweiser signalisiert 4h15 zu unserem heutigen Ziel, das wir übrigens schon von unserem Startpunkt aus hoch oben thronen sehen. Es braucht dann ziemlich wenig Überzeugungsarbeit, bis mein Compagnon secklet. Über den Kiesweg eher flach und leicht abwärts ist das kein Problem, eingangs Wanderweg sieht das anders aus. So trailrunnen wir zuerst ein Teilstück, vorbei an einigen Wanderern, bis wir dann selbst im Powerhike unterwegs sind. Sehr zügig. Ich zweifle, dass wir das so bis nach oben schaffen.
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Blick hinauf zum Tagesziel |
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flacher Abschnitt im sonst eher steilen Aufstieg |
Vorbei an der Bundalp überholen wir bald Wanderschaften. Trotz gedrosseltem Tempo. Die beginnende Steigung erinnert mich an meinen
letztjährigen Trailrun mit dem selbigen Ziel, da konnte ich tatsächlich bis auf 2 Treppen alles secklen. Ohne in irgendwelcher Form unser Tempo schlechtzureden, denn wir sind zügig, stellen wir fest, anfangs etwas überpaced zu haben. Egal, jetzt sind da und zotteln den plattgetretenen Schotter hoch. Nachwievor zügig. Der Blick hinauf zeigt, wir haben noch einige Höhenmeter vor uns. Später folgt etwas gröberer Untergrund und wir biegen ab, alles der Felswand entlang zu den etlichen Treppenstufen. Vor 12 Tagen lag hier noch brusthoch Schnee, die Treppe glich einem Kanal, eben diese Bilder motivierten mich, heute hierhin zu kommen. Wir erreichen bald die Treppen und von Schnee ist keine Spur. Nebendran liegt schon noch welcher. Pausieren will er nicht, der Märcu, das gefällt mir natürlich und imponiert mir ungemein. Er spricht auch wenig, das gefällt mir auch. Und wenn doch, dann kommt irgend ein unterhaltsamer Schabernack raus, der mich bestens vom eintönigen Schritt-um-Schritt ablenkt. Bereits auf den letzten Treppenstufen geniessen wir beste Aussicht. Während den letzten Metern zur Hütte verziehen sich gerade die weissen Schleier und wir erreichen nach 2h03 die Blüemlisalphütte auf 2'840m.ü.M.
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Treppenbeginn |
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noch mehr Treppen |
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Blick zur Blüemlisalphütte vom Hohtürli |
Nach einer kurzen Pause machen wir uns gepäcklos auf den Weg weiter nach oben, dem weiss-blau-weissen Weglein entlang. Ziel unbekannt. Etwas mehr Aussicht ist vermutlich unsere unausgesprochene Absicht, obwohl wir hier schon ein tolles Panorama haben. Über Steine und Geröll queren wir bald darauf ein Schneefeld. Auf allen Vieren. Puls ahoi. Vereinzelte fallende Steine und spätestens nach einem schmalen Weglein, etwas abschüssig am Ende des Schneefeldes, mahnt der Märcu zur Obacht. Vernünftig sei anders. Seine Formulierungen in der dritten Person (man sollte eigentlich...) gefallen mir, das löst offenbar mir und irgendwie auch ihm wenig Betroffenheit aus. So gehen wir weiter, der Weg gibt etwas Action (für einen Stogli wie mich).
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Weg oberhalb Blüemlisalphütte |
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immer witer |
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meine Wenigkeit |
Über einen Felsen und Schutt erreichen wir den für heute höchstmöglichen Punkt (ohne Kletterei). Mein Höhenmesser hatte ich bei der Hütte neu kalibriert, er zeigt mir genau 3'200m.ü.M. an. Hier an der Kante geht es ein par hunter Meter hinunter in den Himmel. Das stört mein Gspändli wenig, so macht er es sich wagemutig und kühn gemütlich, während ich mit Steinen ein Stativ bastle. Posen. Der Tiefblick ist enorm (für mich), beim Blick hinunter die Knie ein bisschen weich (bei mir), und der Mut für die Nähe zum Abgrund mehr als bescheiden (auch nur bei mir).
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geht alles gut |
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eines von mehreren Schneefeldern |
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Eiger, Mönch und die vo (G)spaltenhorn befleckte eh pardon bedeckte Jungfrau |
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Päscu vor der Wilden Frau |
Durstig, wir sind so durstig, hungrig und geil. Aber hauptsächlich durstig. Deswegen machen wir uns auf den Rückweg. Just biegen wir anders ab als beim Hochkommen, zögern, wählen dann doch den eingeschlagenen Weg. Er führt über ein Schneefeld. Der Märcu erreicht es via Hosenboden, ich sehe da keinen für mich machbaren Tritt runter und weiche früher auf den Schnee aus. Er vorsichtig auf allen Vieren, rückwärts, die Schuhe vorbildlich in den Schnee schlagend. Ich eher so vorwärts, Schuhkante pragmatisch einschlagend, aufrecht, dafür ohne kalte Hände, um dann relativ bald das abflachende Schneefeld hinunter zu rutschen. Er tut es mir gleich.
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super Sach |
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Höhenangabe 3'200m.ü.M. |
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schlechte Aufnahme des Tiefblicks |
Zurück bei der Hütte wartet Bier und Kuchen. Bald darauf joggen wir gemütlich los, gleicher Rück- wie Hinweg. Er lässt es sich nicht nehmen, ein weiteres Schneefeld runterzurutschen. Ich folge. Später sehe ich ein Münggemüeti mit Bébé, härzig. Marc Jornet zieht das Joggen durch bis zur Griesalp, die wir nach 1h12 erreichen.
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geit gäbiger aber weniger zügig aus erwartet |
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Blüemlisalphütte von oben |
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Blüemlisalphütte |
Total waren das 1'792 Höhenmeter, den Abstecher zur Wilden Frau eingerechnet. Super Sach, super Tag! Merci Märcu. Etwas weniger Bier und er würde an mir vorbeiziehen wie ein Gemschelibock. Aber wer will schon auf Bier verzichten... Und ja, das Hohtürli empfehle ich wirklich, auch wenn ich es nur Kiental-seitig kenne. D'Blüemlisalp i ihrer Summerpracht.
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tschüss u bis es anders Mau |
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Hohtürli
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Munggefamilie |